Berlin. Mehr verkaufte Neufahrzeuge und ein stabiles Gebrauchtwagengeschäft bescherten dem Kfz-Gewerbe im Jahr 2014 ein Umsatzwachstum von 6,6 Prozent auf 147,8 Milliarden Euro (Vorjahr 138,6 Mrd. Euro). Eine Delle gab es mit minus 3,4 Prozent beim Service (29,9 Milliarden Euro). Auf der Jahrespressekonferenz in Berlin bewertete ZDK-Präsident Jürgen Karpinski das Autojahr 2014 als „insgesamt zufriedenstellend“ für die 38 500 Autohäuser und Werkstätten, jedoch lediglich bezogen auf das Umsatzwachstum. Die vorläufige Durchschnittsrendite sei mit 1 bis 1,2 Prozent noch etwas niedriger als im Vorjahr (1,3 Prozent) ausgefallen und absolut nicht ausreichend, um damit die steigenden Anforderungen an die Autohäuser und Werkstätten dauerhaft erfüllen zu können, so der ZDK-Präsident.
Fast 85.000 mehr verkaufte Neuwagen ließen den Umsatz in diesem Geschäftsfeld um sieben Prozent auf 55,7 Milliarden Euro steigen (2013: 52 Milliarden Euro). Getragen wurde der Zuwachs von den gewerblichen Zulassungen der Vermieter, Autoflotten, Hersteller und Händler mit einem Anteil von 63,8 Prozent. Die Zahl der Privatkunden ist seit 2010 von 42,7 Prozent auf inzwischen nur noch 36,2 Prozent zurückgegangen. Sie bedienen sich immer häufiger im Bereich der jungen Gebrauchtwagen.
Bei etwa gleichbleibender Anzahl der Besitzumschreibungen (7,07 Millionen in 2014 gegenüber 7,09 Millionen in 2013) setzte das Kfz-Gewerbe 51,9 Milliarden Euro mit dem Handel von Gebrauchtwagen um. Das sind 12,5 Prozent mehr als 2013 (46,1 Milliarden Euro). Der Zuwachs ist vor allem auf die steigende Anzahl junger und damit hochwertiger Gebrauchtwagen zurückzuführen, die sich aus dem über 900.000 Einheiten umfassenden Pool der Händler- und Herstellerzulassungen speisten. Deren Anteil an den Neuzulassungen lag bei 29,8 Prozent und damit noch leicht über dem hohen Niveau des Jahres 2013 (29,7 Prozent).
Der Umsatz im Service ging um 3,4 Prozent auf 29,9 Milliarden Euro zurück (2013: 30,9 Milliarden Euro). Das ist zum einen der steigenden Qualität der Fahrzeuge und verlängerten Serviceintervallen geschuldet. Zum anderen hat sich laut ZDK auch das milde Winterwetter zum Jahresbeginn 2014 mit weniger witterungsbedingten Unfallschäden und reduzierten Umsätzen bei Reparatur und Instandsetzung bemerkbar gemacht.
Mit verhaltenem Optimismus blickt das Kfz-Gewerbe auf das laufende Jahr. Aufgrund der geringen Wachstumserwartungen der Wirtschaftsweisen und politischer Krisenszenarien etwa in Russland und der Ukraine rechnet der ZDK mit etwa 2,95 Millionen Neuzulassungen und einem stabilen Gebrauchtwagengeschäft mit zirka sieben Millionen Besitzumschreibungen. Das Servicegeschäft sollte sich auf dem Niveau des Jahres 2014 bewegen.
Zahl der Auszubildenden gestiegen
Im vergangenen Jahr hat das Kfz-Gewerbe seinen Stellenwert als eine der größten Ausbildungsbranchen in Deutschland gefestigt. So wurden zum 30. September 2014 fast 27 000 Lehrlingsstellen neu besetzt. Das waren vier Prozent mehr als 2013 (25 900). Dagegen verzeichnete der gesamte duale Ausbildungsbereich im Vergleich zum Vorjahr einen Rückgang an Ausbildungsplätzen von fast zwei Prozent. Insgesamt bildet das Kfz-Gewerbe 90 700 junge Menschen aus, das sind 3,7 Prozent mehr als im Jahr 2013 (87 490).
Die Anzahl der Betriebe blieb 2014 auf dem Niveau des Vorjahres: Zum 31. Dezember 2014 zählte die Branche bundesweit insgesamt 38 500 Kfz-Betriebe. Davon waren 17 500 fabrikatsgebundene Betriebe und 21 000 freie Werkstätten. Die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stieg zum 31. Dezember 2014 hingegen leicht auf 462 000 Menschen in technischen und kaufmännischen Berufen, das waren 2 000 mehr als im Jahr 2013 (460 000). Der Zuwachs ist in erster Linie den höheren Ausbildungszahlen geschuldet.
Kritik an A.T.U-Werbekampagne
Kritisch setzte sich der ZDK-Präsident mit der aggressiven A.T.U-Werbekampagne auseinander, in der dem Kunden Werkstattleistungen inklusive Material um „30 Prozent günstiger als in der Vertragswerkstatt“ angeboten werden. Auch wenn diese Art der Werbung rein rechtlich nicht zu beanstanden sei, so bleibe doch zumindest ein fader Beigeschmack: „Ein Unternehmen, das wirtschaftlich offenbar auf wackligen Beinen steht und auch durch den Forderungsverzicht von kommunalen Gläubigern in dreistelliger Millionenhöhe am Leben gehalten wurde, sollte sich dem fairen Wettbewerb im Servicemarkt stellen und nicht durch Dumpingangebote zum Verramschen von hochwertigen technischen Dienstleistungen beitragen“, so der ZDK-Präsident. Wenn die Mehrzahl der Kfz-Innungsbetriebe mit ihren top-qualifizierten Mechatronikern und professionellen, teuren Geräten an hoch komplexen Fahrzeugen zu Dumpingpreisen arbeiten würden, könne das auf Dauer nicht funktionieren. „Dumping heißt: kurzfristiger Erfolg, aber dauerhafte Pleite“, so Jürgen Karpinski.
Quelle: ots.