Ökostrom-Anteil wächst rasant – Windkraft als Turbo
Nachdem der Ökostrom-Anteil in Deutschland am Bruttoinlands-Stromverbrauch Ende 2014 noch bei 27,8 Prozent lag, konnte im ersten Halbjahr 2015 ein markanter Zuwachs erzielt werden. Knapp 33 Prozent beträgt der Anteil an erneuerbaren Energien am Strommix in Deutschland und liegt damit höher, als die Bundesregierung zunächst erwartet hatte. Der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) bestätigte die Zahlen.
Bis 2025 will die Bundesregierung den Ökostromanteil auf 40 bis 45 Prozent ausbauen. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft hat errechnet, dass der Anteil bereits im Jahr 2020 bei 35 Prozent liegen könnte. Hält die derzeitige Entwicklung kann, könnten die Ziele daher fünf Jahre früher erreicht werden als geplant. BEE Geschäftsführer Dr. Hermann Falk betonte: „Mit knapp 33 Prozent ist der Erneuerbaren-Anteil im Stromsektor so hoch wie nie zuvor, das ist für Klimaschutz und Energiewende eine sehr gute Nachricht.“ Einen erheblichen Beitrag zum starken Wachstum des Ökostrom-Anteils leistete der Sektor Windkraft. Die Grafik des BEE zeigt die Anteile der erneuerbaren Energie des 1. Halbjahres. Das Fraunhofer-Institut für solare Energiesysteme (ISE) in Freiburg berechnete, dass die Produktion aus Windkraftanlagen um 40 Prozent zugelegt hat und nun mehr als 40 Terawattstunden beträgt. Im Vergleich dazu wurde in Braunkohlekraftwerken 3,6 Prozent weniger Strom produziert. Die Energieerzeugung in Gaskraftwerken ging um 1,5 und die der Solaranlagen um 4,3 Prozent zurück. Neben der Windkraft wurde mit Wasserkraft und Kernenergie mehr Strom erzeugt. Während die Wasserkraftproduktion zehn Prozent zunahm, waren es bei der Kernenergie 2,8 Prozent.
Erhöhte Nachfrage nach Ökostrom
Begünstigt wird der Trend jedoch gleichermaßen von der erhöhten Nachfrage nach Ökostrom. Der Strommarkt profitiert davon, dass es Stromkunden mittlerweile wesentlich leichter fällt zwischen nachhaltig orientierten Stromanbietern und konventionellen Produktionsverfahren wie Atom- oder Kohlekraft zu unterscheiden. Die Branche ist deutlich transparenter, als noch vor zehn Jahren. Verbraucher sind weitaus mehr sensibilisiert und fordern vermehrt ökologisch sinnvolle Angebote. Ökostromanbieter wie GASPAR, einer CO2-neutralen Marke des Regionalversorgers rhenag Rheinische Energie AG, bieten der Kundschaft mit regenerativen und klimaneutralen Stromtarifen sinnvolle Alternativen für mehr Klimaschutz. Ein vereinfachter Anbieterwechsel, aussagekräftige Ökostrom-Siegel und maximale Transparenz sind drei wesentliche Faktoren, welche es Verbrauchern erlauben klimafreundliche Angebote zu identifizieren und Anbieter aus dem Massenmarkt herauszufiltern, welche nicht an Braunkohle- und Atomkraftwerken beteiligt sind.
Windenergie – Orkantiefs begünstigen Entwicklung
Die Windenergie erweist sich im Allgemeinen als leistungsstarker Sektor bei der Stromerzeugung. 2014 konnte mit Windenergie ein Rekordwachstum erreicht werden, was unter anderem dem immensen Zubau zu verdanken ist. Die im vergangenen Jahr zusätzlich installierten Windräder stellen mit knapp 5.000 Megawatt Leistung einen starken Antrieb dar. Allein 500 Megawatt davon werden auf See erzeugt. Bei starken Winden produzieren die neuen Anlagen etwa genauso viel Strom, wie rund fünf Atomkraftwerke. Wie das ISE Mitte Juli online berichtete, erzeugten Windenergieanlagen auf See (offshore) am 8. Juli zum ersten Mal eine Leistung von mehr als 2.000 Megawatt. „Davon entfielen 1 840 MW auf Anlagen in der Nordsee, die über den Netzbetreiber Tennet an das Netz angebunden sind. Die Windparks in der Ostsee, die in das Netz des Übertragungsnetzbetreibers 50 Hertz einspeisen, produzierten 250 MW.“, so die Meldung auf der ISE-Internetpräsenz. Die Grafik verdeutlicht die in den vergangenen fünf Jahren konstant positive Entwicklung im Bereich Wind offshore.
Allerdings ist anzumerken, dass die vergleichsweise starke Entwicklung der Windkraft mit den stürmischen Wetterverhältnissen im ersten Halbjahr 2015 einherging. Die Orkantiefs Niklas, Elon und Felix sind nur drei Beispiele für die sturmintensiven Monate. Dank der Winde kamen zeitweise Zusatzleistungen von 33.500 Megawatt zustande. Ebenfalls zugenommen hat der Stromexport. Deutschland exportierte im ersten Halbjahr 2015 24,5 Terawattstunden Strom und konnte den Anteil damit um 30 Prozent steigern. Besonders viel Energie kauften die Niederlande. Aber auch Österreich zählt zu den größten Abnehmern.
Bundesländer unter Druck
Jedes Bundesland muss seinen Beitrag zur Erreichung der ambitionierten Ziele der Regierung leisten. Baden-Württemberg, wo bis 2020 zehn Prozent der gesamten Strommenge mit Windenergie erzeugt werden sollen, liegt im bundesweiten Durchschnitt der Winderzeugung hinter anderen Bundesländern zurück. Im folgenden Kurzfilm von Energiewende BW wird erläutert, welche Kriterien für den Bau von Windkraftanlagen erfüllt sein müssen und welche Aspekte zur Beteiligung am Ausbau eine Rolle spielen.
Prognosen
Laut Experten soll der Strommix-Anteil an erneuerbaren Energien in Deutschland im zweiten Halbjahr konstant bleiben oder weiter zunehmen. Der Zubau an Windanlagen wird Prognosen zufolge steigen. Im Laufe des Sommers soll ein Großteil der neu installierten Windanlagen ans Netz gehen, sodass sich der Einfluss der zusätzlichen Energieerzeugung erst im zweiten Halbjahr bemerkbar machen dürfte. Dr. Hermann Falk zog zum 1. Halbjahr Bilanz und machte im BEE-Bericht darauf aufmerksam, dass die guten Ergebnisse bei der Windstromerzeugung nicht allein betrachtet werden dürfen, da „der Ausbau bei anderen Erneuerbaren Energien, insbesondere Photovoltaik und Biogas derzeit stark rückläufig ist. Dort werden die von der Politik selbst gesteckten, ohnehin niedrigen Ausbauziele deutlich verfehlt.“