Köln – Schwankender Geldbedarf nimmt in der späteren Ruhestandsphase eher zu / Rentner beschäftigen sich mit Finanzen tendenziell mehr als zuvor im Berufsleben / Erbschaften am seltensten in Berlin erwartet / Alle Bundesländer im Vergleich
Nur 27 Prozent der Rentner und Pensionäre in Deutschland geben an, im Ruhestand noch keinen finanziellen Engpass erlebt zu haben. Von den übrigen, die also mit einem über den Einkünften liegendem Geldbedarf schon konfrontiert wurden, reagierte mehr als die Hälfte mit reduzierten Ausgaben. Jeder Vierte verkaufte Sparanlagen und knapp jeder Fünfte lieh sich Geld in der Familie oder bei Freunden.
Allerdings ist es den meisten Ruheständlern unangenehm, wenn Freunde oder Bekannte von ihrem finanziellen Engpass erfahren – mit jedoch großen regionalen Unterschieden. Im Saarland empfinden es die Ruheständler mit 74 Prozent am häufigsten als unangenehm, am seltensten unangenehm ist es den Rentnern in Mecklenburg-Vorpommern (45 Prozent).
Das sind Ergebnisse des Themenfokus ´Finanzielle Flexibilität im Ruhestand`, der im Rahmen des AXA Deutschland-Report zu Ruhestandsplanung und -management ermittelt wurde. Der Deutschland-Report erfasst und vergleicht repräsentativ in allen 16 Bundesländern die Einstellungen und Verhaltensweisen von Berufstätigen und Ruheständlern. „Auch in unserer neuen Untersuchung wird dabei sichtbar, dass Erwerbstätige von der Situation im Ruhestand oft falsche Vorstellungen haben“, erklärt Dr. Patrick Dahmen, Mitglied des Vorstands der AXA Konzern AG.
Vermehrter Geldbedarf eher in den späteren Ruhestandsjahren
Als Hauptgründe für schwankenden Geldbedarf im Ruhestand nennen Rentner und Pensionäre möglicherweise auftretende Pflegebedürftigkeit sowie Kosten im Zusammenhang mit Erkrankungen.
Entsprechend gibt eine Mehrheit unter ihnen an, dass schwankender Geldbedarf vor allem in den späteren Jahren des Ruhestands auftritt. Nur ein Drittel sagt, dass sie dies vor allem in den ersten Jahren des Ruhestands erlebt haben.
Das aber schätzen die heute Berufstätigen anders ein. Hier glaubt rund die Hälfte, dass schwankender Geldbedarf eher in den ersten Jahren des Ruhestands auftritt. Dr. Patrick Dahmen: „Aus unseren Untersuchungen geht hervor, dass viele der heute Berufstätigen mit dem Beginn des Ruhestands vor allem erhöhte Freizeitaktivitäten verbinden und vermehrtes Reisen. Dadurch wird erklärbar, warum sie eher zu Beginn mit schwankendem Geldbedarf rechnen.“
Im Ruhestand wird sich tendenziell mehr um Finanzen gekümmert als im Beruf
72 Prozent aller Rentner und Pensionäre in Deutschland geben an, sich im Ruhestand genau so viel wie im Berufsleben um finanzielle Angelegenheiten zu kümmern. Und 20 Prozent sagen sogar, dass sie sich inzwischen mehr mit diesem Thema auseinandersetzen. Dagegen gehen nur etwa halb so viele Erwerbstätige (11 Prozent) davon aus, sich im späteren Ruhestand vermehrt ums Geld zu kümmern.
Tatsächlich investieren die heutigen Ruheständler im Schnitt 1,5 Stunden pro Woche in die Beschäftigung mit finanziellen Angelegenheiten. Dr. Patrick Dahmen: „Das ist laut unseren Erkenntnissen ungefähr die Zeit, die auch heute Berufstätige hierfür aufbringen. Die Einschätzung der Rentner scheint daher plausibel.“
Finanzielle Flexibilität wird im Alter wichtiger
Exakt 70 Prozent der Rentner und Pensionäre in Deutschland halten es im Ruhestand für genauso wichtig wie im Berufsleben, finanziell flexibel auf unterschiedliche Geldbedarfe reagieren zu können. Für 15 Prozent ist das im Ruhestand sogar noch wichtiger als im Erwerbsleben. Unter den Erwerbstätigen sehen das mit 68 Prozent beziehungsweise 13 Prozent ähnlich viele genauso.
Große regionale Unterschiede – Berlin oft Schlusslicht
Ungewöhnlich oft werden in Baden-Württemberg Erbschaften als mögliche Auslöser für schwankenden Geldbedarf im Ruhestand genannt. Knapp jeder vierte Rentner oder Pensionär gibt das hier an. In weiten Teilen Ostdeutschlands ist dies deutlich seltener der Fall. Schlusslicht bildet Berlin, wo nur acht Prozent der Rentner Erbschaften als Ursache für schwankenden Geldbedarf sehen.
Auch Investitionen in die eigene Immobilie sind für Ruheständler in Berlin selten ein möglicher Auslöser für geänderten Geldbedarf. Nur rund jeder vierte von ihnen nennt das als Ursache – ebenfalls der niedrigste Wert im Bundesländervergleich. Fast doppelt so viele wie in Berlin sind es hingegen im Saarland, das mit 50 Prozent Nennungen bundesweit hier an erster Stelle liegt.
Über den Themenfokus `Finanzielle Flexibilität im Ruhestand´
Der Themenfokus ´Finanzielle Flexibilität im Ruhestand` wurde im Rahmen des AXA Deutschland-Report zu Ruhestandsplanung und -management durch insgesamt 3.296 Online-Interviews erhoben. Befragt wurden repräsentativ in allen 16 Bundesländern Erwerbstätige und Ruheständler. Die Ergebnisse wurden zudem bevölkerungsrepräsentativ gesamtgewichtet zur Ableitung bundesweiter Aussagen. Die Befragung wurde im Oktober 2015 durchgeführt.
Quelle: ots