Steuerhinterziehung im Alltag: Ein Insider deckt auf
Zürich/Freising. Bis zu 30 Milliarden Euro jährlich entgehen dem deutschen Fiskus durch Steuerhinterziehung und Schwarzarbeit. Einer, der die Hintergründe kennt, ist Steuerberater Richard Lechner. Seit über 25 Jahren kämpft er für seine Mandanten – und fordert gleichzeitig mehr Finanzbeamte. In seinem Buch „Schwarzgeld, Nummernkonten und andere Steuerlügen“, das jetzt bei Orell Füssli erschienen ist, gibt er tiefe Einblicke in die Welt der Steuerfahnder und -sünder.
„Die Medien berichten vor allem über prominente Fälle von Steuerhinterziehung, dabei ist das Ausmaß im Alltag insgesamt wesentlich spektakulärer“, sagt Lechner und weist damit auf die soziale und ökonomische Relevanz des Themas hin.
Sein Buch beweist zudem, dass es bei Otto Normalverbraucher mindestens ebenso spannend zugehen kann wie bei den Reichen und Schönen: Die realistischen Fälle, die der Inhaber einer Steuerkanzlei in Freising auf über 200 Seiten präsentiert, lassen den Leser abwechselnd schmunzeln, staunen oder ungläubig den Kopf schütteln. Verantwortlich dafür ist nicht selten der berufliche Ehrgeiz der Steuerfahnder.
Diese Erfahrung musste zum Beispiel der Wirt eines italienischen Restaurants machen. Einen Monat lang kamen täglich vier Bauarbeiter in sein Lokal und bestellten das günstige Mittagsangebot. Ein Transporter parkte vor dem Eingang, auf der Hutablage lag jeweils eine aktuelle polnische Tageszeitung.
Die Truppe – ein Sachse, ein Pole, ein Thüringer und ein Bayer – freundeten sich mit dem Gastronomen an, der sogar ein paar Wörter Polnisch lernte und den Monteuren seinerseits etwas Italienisch beibrachte.
Nach vier Wochen verabschiedeten sich diese, um die nächste Baustelle in Angriff zu nehmen. Der fromme Wunsch des Restaurantbetreibers, man sehe sich bestimmt einmal wieder, sollte sehr bald in Erfüllung gehen: auf dem Finanzamt. Dort entpuppten sich die vier als findige Steuerprüfer, die nun alles wussten, was sie wissen mussten.
Aber Lechner schlägt auch ernste Töne an. Dem sogenannten elften Gebot – „Du sollst dich nicht erwischen lassen“ – kann er nicht viel abgewinnen. Um einen funktionierenden Staat und damit letztlich unseren Wohlstand Deutschland zu sichern, fordert er ein effizienteres Steuersystem und mehr Steuerfahnder. Ebenso sollten Steuerverschwender konsequent verfolgt werden. In der Zwischenzeit dürfte sein Buch für jeden Steuerzahler eine lohnende Lektüre darstellen. „Schwarzgeld, Nummernkonten und andere Steuerlügen“ ist zu einem Preis von 19,95 Euro ab sofort im deutschen Buchhandel erhältlich.