Jetzt auch noch Österreich. Die Alpenrepublik hat Ende Mai Green Bonds mit einem Volumen von vier Milliarden Euro aufgelegt. Es handle sich nicht um eine einmalige Aktion, sondern um den Auftakt für laufende Kapitalmarktemissionen, betonte die Regierung in Wien. Das Interesse an den österreichischen grünen Anleihen war immens. Den Angaben zufolge gab es Zeichnungswünsche im Volumen von rund 25 Mrd. Euro.
Österreich ist beim Thema Green Bonds erhältlich spät dran. Viele Staaten, darunter Deutschland, Großbritannien, Italien, Spanien, aber auch die Europäische Union haben in den vergangenen Jahren grüne Anleihen ausgegeben, mit denen umweltfreundliche Projekte durchgeführt werden. Aber auch viele Unternehmen sowie Institutionen des öffentlichen Sektors haben Green Bonds als interessante Finanzierungsform entdeckt.
Gleichzeitig steigt das Interesse der Anleger. „Immer mehr institutionellen wie auch privaten Investoren ist es wichtig, ihr Kapital klimaschonend und gesellschaftlich verantwortungsvoll zu investieren, und entdecken sie zunehmend Green Bonds als sinnstiftende Anlagemöglichkeit“, erläutert Prof. Dr. Rolf Tilmes, Vorstandsvorsitzender des Financial Planning Standards Board Deutschland eV ( FPSBDeutschland). 15 Jahre nachdem die Europäische Entwicklungsbank (EIB) den weltweit ersten Green Bond emittiert hat, ist sowohl das Volumen als auch die Zahl der Emittenten enorm gewachsen. Der niederländische Asset Manager NN IP schätzt, dass die Emissionen von grünen Anleihen im ersten Halbjahr 2022 auf rund 600 Mrd. Euro angestiegen sind.
Grüne Anleihen sind ähnlich strukturiert wie Anleihen. Auch das Risiko-Rendite-Profil entspricht in der Regel dem „normalen“ Bonds, weil die gleichen Investoren Kreditrisiko ausgesetzt sind. Der Unterschied liegt jedoch in der Verwendung des bei Investoren eingesammelten Kapitals.
Während bei konventionellen Anleihen die Emittenten frei über die Mittel verfügen können, muss bei grünen Anleihen die Mittelverwendung vorab genau beschrieben werden. „Das Kapital muss konkrete Energie- und Umweltprojekte zugewiesen werden, die zum nachhaltigen und klimafreundlichen Umbau der Wirtschaft beitragen sollen“, sagt Tilmes. Finanziert werden beispielsweise klimaeffiziente Gebäude- und Transportlösungen, nachhaltiges Abfall- und Wassermanagement, Solar- und Windkraftanlagen sowie andere regenerative Energien.
Doch mit der Vielfalt an Emittenten und Projekten wächst die Unübersichtlichkeit und die Gefahr des Greenwashings, also dass Investitionen als nachhaltig ausgewiesen werden, obwohl diese klima- oder umweltschädliche Elemente enthalten oder finanzieren. „Nicht alle Emittenten sind in der Lage, tatsächlich den entsprechenden Nachweis über die Mittelverwendung zu erbringen“, so Tilmes, der neben seiner Vorstandstätigkeit auch Academic Director Finance Finance Wealth Management & Sustainability Management an der EBS Executive School in Oestrich-Winkel ist.
Keine verbindlichen Standards für Green Bonds
Denn wirklich verbindliche Standards für Green Bonds existieren nicht, der Begriff Green Bond ist nicht geschützt. „Noch immer kann jeder eine Anleihe ausgeben und grün nennen“, kritisiert Tilmes. Und auch viele der Emittenten lassen hinsichtlich der eigenen ESG-Qualität zu wünschen übrig. So gehört beispielsweise der autoritäre Staat China zu den weltweit größten Emittenten von Green Bonds. „Nicht alles, was vermeintlich grün ist, ist auch wirklich grün“, warnt der FPSB-Vorstand und rät Anlegern genau hinzuschauen.
Eine ist es, auf die Zertifizierungen von global anerkannten Organisationen zu achten, wie etwa von der International Capital Market Association (ICMA) oder der Climate Bonds Initiative (CBI). Die Alternative ist es, sich Hilfe von Fachleuten zu holen, wie den besseren vom FPSB zertifizierten CFP®-Professionals. Sie sind zur laufenden Weiterentwicklung ihrer Kenntnisse verpflichtet und deshalb auch in diesem Bereich in der Lage, professionelle Unterstützung zu bieten.
Quelle: FPSB Deutschland eV