Düsseldorf/London (ots) –
– Verwaltete Kundenvermögen wachsen um 10%
– Profitabilität der Banken verbessert sich, Margen aber weiterhin
unter Druck
– Kunden differenzieren stärker als vor der Krise, Marktanteile
dadurch in Bewegung
– McKinsey Private Banking Survey 2011
Das Geschäft der deutschen Banken mit vermögenden Privatkunden hat sich im vergangenen Jahr spürbar erholt. Die verwalteten Kundengelder sind zum zweiten Mal in Folge mit 10% stark gewachsen. Die Gewinne der Banken sind zum ersten Mal seit der Krise wieder gestiegen. Gleichzeitig befindet sich der Markt im Umbruch: Kunden differenzieren stärker als vor der Krise und zeigen eine erhöhte Wechselbereitschaft. Dadurch öffnet sich am Markt die Schere zwischen den als kundenorientiert, leistungsstark und vertrauenswürdig empfundenen Anbietern und den übrigen. Dies sind zentrale Ergebnisse für Deutschland aus dem internationalen Private Banking Survey von McKinsey Company. Die Unternehmensberater analysierten dafür eine Befragung unter weltweit rund 160 Banken aus 26 Ländern.
Verwaltete Kundenvermögen um 10% gewachsen
Nicht nur in Deutschland, auch europaweit profitierte die Branche 2010, wie bereits 2009, von der Erholung der Finanzmärkte. Die verwalteten Vermögen (Assets under Management, AuM) stiegen in Europa um 9%. Davon stammten 7 Prozentpunkte aus den Kursgewinnen an den Kapitalmärkten, nur 2 Prozentpunkte fußten auf frisch angelegten Kundengeldern (Netto-Mittelzuflüssen).
Zum Vergleich: In Deutschland wuchsen die verwalteten Beträge um 10%, da zu den 7 Prozentpunkten Marktperformance hierzulande 3 Prozentpunkte an neuen Kundengeldern gewonnen werden konnten. Da die Finanzmärkte sich bereits 2009 in guter Verfassung gezeigt hatten, sind bei den vermögenden Privatkunden die starken Verluste des Krisenjahres 2008 inzwischen weitgehend ausgeglichen.
Deutsche setzen auf Aktien, Beratung gewinnt an Bedeutung
Die vermögenden Privatkunden in Deutschland setzen dabei stärker auf Aktien, als dies dem europäischen Durchschnitt im Private Banking entspricht. Während hierzulande 30% der verwalteten Vermögen in Aktien und Aktienfonds stecken, sind es in Europa insgesamt nur 26%. 25% der Gelder sind in Deutschland in Rentenpapieren angelegt (Europa: 26%), 30% in Cash und Geldmarktfonds (Europa: ebenfalls 30%), der Rest verteilt sich auf alternative Investments, Mischfonds und sonstige Anlagen. Der Fondsanteil ist bei einem Viertel der verwalteten Kundengelder konstant geblieben. Der Marktanteil der meist passiv gemanagten börsennotierten Fonds (ETFs) an den AuM stieg hingegen 2010 um rund die Hälfte, blieb aber immer noch auf relativ niedrigem Niveau (3% der AuM bei europäischen Privatbanken).
Hochwertige, individuell auf den Kunden ausgerichtete Beratung und Vermögensverwaltung haben seit der Krise an Bedeutung gewonnen. Vermögensverwaltungs- wie auch Beratungsmandate sind jeweils um mehr als 10% gewachsen. Insbesondere Beratungsmandate, bei denen die Privatbank das Kundenportfolio auf die Stimmigkeit mit dem Kundenprofil und der Marktmeinung der Bank laufend überprüft sowie entsprechende Anlageempfehlungen ausarbeitet und dafür eine laufende Beratungsgebühr vereinnahmt, legten bereits im dritten Jahr in Folge überdurchschnittlich zu. In Deutschland ist ihr Anteil an den AuM von 6% im Jahr 2008 auf nun 8% gewachsen. Damit liegt er aber immer noch deutlich unter dem europaweiten Schnitt von 17%. Dies zeigt die Wachstumschancen in Deutschland.
Banken profitabler, aber Margen weiterhin unter Druck
Im Geschäft mit vermögenden Privatkunden erreichten die Banken 2010 erstmals wieder höhere Gewinne – sie stiegen in Europa um rund 35%. Die Gewinne der Branche liegen damit aber immer noch ein Drittel unter dem Niveau von 2007, dem Jahr vor der Finanzkrise. Die Gewinnmargen sind dabei in Europa von ihrem langjährigen Niveau von 35 Bp (Basispunkte, entspricht 0,35 Prozentpunkten) der verwalteten Vermögen im Jahr 2009 auf 20 Bp eingebrochen und haben sich auch 2010 nur auf 24 Bp erholt. Auch die untersuchten deutschen Privatbanken konnten ihre Gewinnmargen 2010 ausweiten: von 12 auf 16 Bp. Damit hinken sie aber ihren europäischen Kollegen immer noch hinterher. Daran änderte auch nichts, dass die hiesigen Institute ihre Kostenquote (Cost-Income Ratio) von 85 auf 78% verbesserten. Zum Vergleich: Im europäischen Durchschnitt operieren die Banken mit einer Ratio von aktuell nur 71%. Das liegt weniger an den Kosten, die mit 56 Bp in Deutschland dank Restrukturierungen sogar gesunken sind und leicht unter dem europäischen Schnitt von 59 Bp liegen. Die deutschen Banken konnten allerdings bei den Umsätzen im Verhältnis zum verwalteten Vermögen nicht mit dem europäischen Durchschnitt mithalten: Hier erreichen deutsche Banken nur 72 Bp (2009: 76 Bp), während es im europäischen Durchschnitt 83 Bp sind (2009: 84 Bp). Grund: Die deutschen Banken erzielen einen geringeren Anteil an höhermargigen Verwaltungs- und Beratungsmandaten sowie alternativen Anlageprodukten als ihre Wettbewerber.
Kunden differenzieren stärker, Marktanteile sind in Bewegung
Ein Trend, der sich bereits in den Vorjahren abzeichnete, hat sich erneut bestätigt und verstärkt: „Die Schere in Deutschland zwischen den als kundenorientiert, leistungsstark und vertrauenerweckend geltenden Anbietern und dem Rest des Marktes öffnet sich weiter“, sagt Jens Hagel, McKinsey-Partner und Co-Autor des Surveys. „Die Kunden sind seit der Finanzkrise anspruchsvoller geworden und haben ihre Wechselbereitschaft erhöht. Das Ausmaß der Marktanteilsverschiebungen hat ein Rekordhoch erreicht. Banken, die ihr Geschäftsmodell konsequent weiterentwickelt und am Kunden ausgerichtet haben, zählen zu den Gewinnern.“ Während das obere Drittel der Banken in der Befragung 2010 9% Nettomittelzuflüsse verzeichneten, hat das untere Drittel der Banken im Schnitt 7% an Kundengeldern netto verloren.
Auf die Frage, woran die Häuser im Private Banking aktuell arbeiten, nennt Jens Hagel fünf Bereiche: erstens die Verbesserung der Transparenz und Qualität der Kundenberatung, um eine aktive Vermögensbetreuung attraktiver zu machen; zweitens, eine stärkere Differenzierung der Angebote und Betreuungsmodelle nach einzelnen Kundensegmenten; drittens die Erhöhung der Effektivität und Produktivität der Kundenberater – führende Banken erzielen dabei im Geschäft mit vermögenden Privatkunden in Deutschland viermal so hohe Umsätze pro Berater wie die Banken im unteren Drittel; viertens die weitere Verbesserung des Risikomanagements und der regulatorischen Compliance; fünftens die Arbeit an anpassbaren Plattformen, die eine bessere Kundenzufriedenheit und gleichzeitig Kosteneffizienz ermöglichen.
Insgesamt ist das Geschäft mit vermögenden Privatkunden seit der Krise deutlich anspruchsvoller geworden. Die Wachstumsaussichten sind für das deutsche Private Banking trotzdem positiv. Der Druck auf Offshore-Bankenplätze wird zu weiteren Rückflüssen von Kundengeldern aus der Schweiz und Luxemburg nach Deutschland führen. Darüber hinaus haben Kunden seit der Krise ein verstärktes Interesse an guter Beratung und Vermögensverwaltung.
Hintergrund
Für die Studie wurden 160 Banken mit unterschiedlichen Geschäftsmodellen in 26 Ländern befragt. Analysiert wurden die Finanzdaten des Geschäftsjahres 2010 sowie qualitative Daten zu Organisation, Produkt- und Serviceangebot, Beratungsmodell sowie Risikomanagement.
McKinsey Company ist die in Deutschland und weltweit führende Unternehmensberatung für das Topmanagement. 26 der 30 DAX-Konzerne zählen aktuell zu den Klienten. In Deutschland und Österreich ist McKinsey mit Büros an den Standorten Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, Köln, München, Stuttgart und Wien aktiv. Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an: Kai Peter Rath, Telefon 0211 136-4204, E-Mail: Kai_Peter_Rath@mckinsey.com
Orginal-Meldung: http://www.presseportal.de/pm/14454/2081369/private-banking-im-umbruch/api