Kiel. Wenn in Deutschland vom Fachkräftemangel die Rede ist, sind damit meist die akademischen Berufe gemeint. „Ohne Abitur sinken die Chancen für Erfolg im Arbeitsleben“, betonen viele „Bildungsexperten“ und Politiker. Entsprechend groß ist der Zulauf auf die Gymnasien. Seit dem Jahr 2000 ist lt. Statistischem Bundesamt der Anteil von Schulabschlüssen mit Fachholschul- oder Hochschulreife um rund 7% gestiegen. Das Abitur muss sein, heißt die Devise – selbst wenn es nur mittels acht- oder neunjähriger Nachhilfe gerade so gelingt.
„Dabei sind gute Fachkräfte gerade im Handwerk gesucht – und das gerne auch ohne Abitur“, wie ein Sprecher des Dachdeckerhandwerks Schleswig-Holstein betont. „Denn auch Universitäten, Arztpraxen und Anwaltskanzleien brauchen – wie jeder Mensch – ein dichtes Dach über dem Kopf und energetisch optimierte Gebäude“.
Eine zukunftssichere Ausbildung ist also auch – oder vielleicht sogar gerade – im Handwerk möglich. Weitgehend unabhängig von oft nur kurzlebigen Technik-Trends und „angesagten“ Hypes ist hier grundsolide und beständige Handarbeit der Schlüssel zum Erfolg und der Garant für einen Beruf mit Perspektiven.
„Gerade die Dachdecker sind es, die keine Billig-Massenware wie so manche Ingenieure entwickeln und auf den Markt werfen, sondern Unikate planen und erstellen“, so der Sprecher des Dachdeckerhandwerks. Handarbeit, die sich durchaus lohnt. Denn der Einkommensvorsprung eines ausgelernten Dachdeckers gegenüber einem Studierenden am Ende seiner „Ausbildung“ kann sich durchaus im sechsstelligen Bereich bewegen. Und dabei ist der Arbeitsalltag des Dachdeckers alles andere als eintönig. Seine Aufgabenbereiche erstrecken sich von der Fundamentabdichtung bis zur Dachgestaltung – auch mit Solartechnik und Begrünung „on top“ – und von der energetischen Optimierung der Gebäudehülle bis zur Gestaltung und Ausführung von Fassaden. Die Materialvielfalt reicht von Holz über Keramik, Kunststoff, Bitumen bis zu Beton und einer Vielzahl von Metallen. Bei der Entwicklung neuer Baustoffe sind Dachdecker als Praktiker ebenso involviert wie bei der Definition neuer Normen.
Die Art des Schulabschlusses ist für die Ausbildung im Dachdeckerhandwerk eher zweitrangig. Gefragt sind Menschen mit Spaß an Sport, Teamgeist und praktischem Verständnis und dem Willen, mit eigenen Händen Ideen zu verwirklichen.
Übrigens: Auch wer seine Karriere im Dachdeckerhandwerk mit einem Haupt- oder Mittelschulabschluss begonnen hat, ist nicht nach bestandener Gesellenprüfung am Höhepunkt seiner Laufbahn angelangt. Zusatzqualifikationen wie z. B. zum Energieberater machen seine sichere Zukunft noch sicherer. Und die Meisterprüfung eröffnet Dachdeckern nicht nur die Chance zur Betriebsleitung oder Betriebsgründung, sondern auch die Türen zu vielen Fachhochschulen und Studiengängen.
Quelle: LifePR.