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Deutschlands Stärke ist zugleich seine Schwäche

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Marburg. Vor wenigen Tagen erst sind auf Statista die neuen Wachstumsprognosen für den deutschen Wirtschaftsstandort erschienen. Demnach wird das BIP in Deutschland im Jahr 2014 um 1,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr steigen. Die Statistik verrät auch, dass dieses Wachstum erst einmal anhalten soll. Großartig!, möchte man jetzt sofort denken. Die deutsche Wirtschaft trotz vor Stärke. Deutschland ist für den Rest Europas ein unerklärliches Phänomen. Und selbst die einheimische Wirtschaftslobby runzelt die Stirn. Rezession und Absatzkrise? Davon spüren wir hier wenig. Aber genau dieses Gefühl der scheinbaren Sicherheit und schieren Unangreifbarkeit ist ein gefährlicher Trugschluss. Deutschland befindet sich noch immer in Europa, das hier bei Weitem nicht mithalten kann.

Quelle: PresseBox.
Quelle: PresseBox.

Ritt auf der Kanonenkugel

Derweil ruhen sich viele deutsche Unternehmen weiter auf ihren einstigen Erfolgen aus. 2008 scheint längst vergessen. Uns geht es momentan doch gut, wieso also etwas ändern? Oliver Marquardt, Geschäftsführer von Marquardt+Compagnie, mahnt gerade den Mittelstand zu mehr Demut und Weitsicht. „Die Gewöhnung an Wachstum und Wohlstand führen bei mehr und mehr Unternehmer/innen zu einer gefährlichen Selbstüberschätzung, während das Verständnis für den modernen Markt immer weiter abnimmt. Das gefährdet nicht nur Marktanteile, sondern unsere gesamte Wirtschaft“. Wachstum ist gut, solang es nachhaltig funktioniert. Auch führende Ökonomen warnen. Auf Dauer seien zum Beispiel die streitbaren Konjunkturmaßnahmen der Europäischen Zentralbank (EZB) keine Lösung für eine stabile Wirtschaft. Der Chefvolkswirt des Internationalen Währungsfonds (IWF), Olivier Blanchard, wurde jüngst in einem Focus-Beitrag zitiert: „Viele Nationen müssten Strukturreformen anschieben, um den Jobmarkt, das Bildungswesen oder die Investitionsbereitschaft von Firmen zu verbessern. Ebenso wichtig sei, die Zuversicht der Bürger und Unternehmer zu stärken“.

Den entscheidenden Fehler, den Mittelständler nun machen, ist ebenjenes Wachstum und damit ihre eigene Zukunft absolut und nicht relational zu sehen. 2008 zeigte, wie schnell sich das Blatt drehen kann. Investitionen werden gekappt und die Wirtschaft blickt gen Boden. Viele Mittelständler lassen sich im Spiel um Marktführerschaften immer noch bereitwillig zu Zuschauern degradieren und haben sich mit ihrer Rolle als Zulieferer abgefunden. Dabei sollte ihnen doch eigentlich alles daran gelegen sein, selbst Akteur zu sein und selbst die Regeln mitzubestimmen.

Mitläufer werden nach und nach aussortiert

Während also die Großen die Regeln des neuen, dynamischen Marktes verstanden haben, offensiv in neue Technologien investieren und ihre Zukunft selbst in die Hand nehmen, genießt die bewusste Differenzierung und eine professionelle Unternehmensführung der eigenen Marke keine besonders hohe Bedeutung in den Chefetagen mittelständischer Firmen. Während Echtzeitkommunikation und sich verändernde Wertesysteme die Konjunkturzyklen vor sich her treiben, endet die Nutzung des Internets für Mittelständler beim Email-Schreiben und Googlen. Big Data, das Internet der Dinge oder Industrie 4.0? Nur die wenigsten können überhaupt mit den Begriffen etwas anfangen. Von einer gewinnbringenden Nutzung ganz zu Schweigen. Während die Großen stärker werden und die Konkurrenz weltweit an deutschen Unternehmen vorbeizieht, ist man hierzulande lieber vorsichtig. Investitionen in die eigene Marke finden sich nur bei den Weltmarktführern. Kaum ein Inhaber traut dem stimulierten Wachstum durch Ölpreis und Notenbankgeld. Dabei wäre gerade jetzt der Zeitpunkt ideal, die Weichen für die Zukunft zu stellen. Wer weiß, wann er wieder so gut ist und ob das Sparen in guten Zeiten sich in der nächsten Krise als probates Mittel erweist.

Quelle: PresseBox.

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