Umfrage stellt Impfbewusstsein auf den Prüfstand
München. Obwohl für 82% aller Deutschen das Thema Impfen eine sehr große Rolle spielt, kennen weniger als die Hälfte aller Bundesbürger (47%) den eigenen Impfstatus und ganze 67% haben keine Ahnung oder lediglich Vermutungen, welche Impfungen empfohlen werden. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle repräsentative Umfrage* der BKK Mobil Oil. Dr. Jan Leidel, Vorsitzender der Ständigen Impfkommission (STIKO), spricht über Hintergründe und Folgen der Nachlässigkeit beim Impfstatus.
In der Theorie misst die Mehrheit der Deutschen dem Thema Impfen eine große Bedeutung zu: Laut der Umfrage halten 82% der Befragten die Aktualität des eigenen Impfstatus für wichtig oder sogar sehr wichtig. In der Praxis allerdings scheint der Stellenwert eines aktuellen Impfschutzes nachzulassen: Weniger als die Hälfte aller Befragten (47%) kennt den eigenen Impfstatus vollständig, nur jeder Dritte (33%) ist über die aktuellen Impf-Empfehlungen für Erwachsende informiert. Dr. Leidel erklärt diesen Widerspruch so: „Mit zunehmendem Alter sinkt bei vielen die Bedeutung von Impfungen. Während sich Eltern bei ihren Kindern noch sehr aktiv um einen aktuellen Impfstatus kümmern, gehen die meisten Erwachsenen mit dem eigenen Schutz oft sehr nachlässig um.“
Nachlässigkeit beim Impfschutz und ihre Folgen
Knapp jeder fünfte Befragte (18%) gibt an, den eigenen Impfschutz für weniger wichtig oder unwichtig zu halten. Dabei erachtet mehr als die Hälfte von ihnen (52%) das Erkrankungsrisiko als gering, knapp jeder Dritte (28%) begründet seine Skepsis durch mögliche Nebenwirkungen, weitere 13% lehnen Impfungen grundsätzlich ab. „Falsche Informationen auf impfkritischen Internetseiten begünstigen diese negative Einstellung und die daraus resultierende Nachlässigkeit“, erklärt Dr. Leidel. Als Folge eines fehlenden Impfschutzes treten besiegt geglaubte Krankheiten, etwa Keuchhusten oder Masern, wieder vermehrt auf. Laut Angaben des Robert Koch Instituts stieg die Anzahl der Menschen, die in den neuen Bundesländern an Keuchhusten erkrankten, von 2001 bis 2012 um das 46-fache an – von 117 auf 5.438 Fälle. Ein weiteres Detail: Das Durchschnittsalter der Menschen, die sich mit der einstigen „Kinderkrankheit Keuchhusten“ infizieren, liegt heute bei 42 Jahren.
Impfung als wirkungsvollster Schutz
Um schwere Krankheiten wirkungsvoll zu bekämpfen, sollten alle Ärzte ihre Patienten über die Bedeutung von Impfungen aufklären. Denn ansteckende Krankheiten lassen sich am effektivsten durch Impfungen bekämpfen. Auch wer seinen Impfpass verloren oder mehrmals den Arzt gewechselt hat, kann seinen Impfstatus rekonstruieren. Mediziner sind verpflichtet, ihre Unterlagen zehn Jahre aufzubewahren und entsprechende Auskünfte zu erteilen. Ist es nicht mehr möglich, den Impfstatus genau zu klären, empfiehlt die STIKO, auf aufwendige Laboruntersuchungen zu verzichten und sich mit einer Neuimpfung abzusichern.
* Befragt wurden durch das Marktforschungsinstitut IPSOS in einer repräsentativen Mehrthemen-Umfrage in Deutschland 986 Personen ab 18 Jahren. Befragungszeitraum: 12. bis 16.09.2014
Quelle: ots