Baubranche bringt deutlich mehr Eigenkapital auf. Folgen der Bankenregulierung?
Berlin – Deutsche Bauunternehmen, die sich traditionell mit Unternehmenskrediten finanzieren, stellen seit einigen Jahren eine zunehmend restriktivere Kreditvergabe durch ihre Hausbanken fest. Mit der Einführung und fortlaufenden Umsetzung von Basel III wurden von Wirtschaftsweisen für den Mittelstand, insbesondere die mittelständische Bauwirtschaft, schwierige Zeiten prophezeit. Der Zugang zu benötigtem Kapital sowie die steigenden Kreditkosten wurden als Hauptprobleme für die Finanzierung des Baugewerbes ausgemacht. Allerdings hat sich Deutschlands Bausektor ausgezeichnet auf die neuen Herausforderungen eingestellt, bestätigt der Bonitätsdienstleister Creditsafe unter Berücksichtigung der neuen Analyse. Kernpunkte der Analyse waren das Eigenkapital, die Kreditwürdigkeit und Verschuldung von Baufirmen in Deutschland.
Eigenkapital seit 2012 um über 15% gestiegen
Im abgelaufenen Geschäftsjahr hat ein Bauunternehmen im Schnitt 3,1 Mio. Euro an Eigenkapital bilanziell ausgewiesen, zwei Jahre zuvor waren es weniger als 2,5 Mio. Euro – so ist das Ergebnis aus der Datenerhebung von Creditsafe. Eigenkapital verschafft finanzielle Unabhängigkeit, vergrößert den Spielraum für Investitionen und senkt die Zinsen, falls doch Kapital von einem externen Geldgeber benötigt wird. Creditsafe-Geschäftsführer Goran Filipovic ist über die positive Entwicklung erfreut: „Mit der Ankündigung einer weiteren Finanzmarkt-Regulierung war es für Baufirmen fundamental für die Zukunft, die Weichen zu stellen. Gemessen an der Bilanzsumme stellen wir eine Eigenkapitalquote von über 30% bei den meisten Branchenteilnehmern fest. Dadurch lassen sich Liquiditäts- sowie Finanzierungsprobleme vermeiden – ich hoffe diese Entwicklung hält weiter an“.
Kreditwürdigkeit im Baugewerbe hat sich verbessert
Sollte einmal Fremdkapital benötigt werden, dann verbessert eine solide Kreditwürdigkeit die Verhandlungsbasis bei der Kapitalsuche. Die durchschnittliche Bonität von Baufirmen in Deutschland liegt derzeit bei 2,62 Punkten und wird tendenziell besser, denn noch 2013 lag die Kreditwürdigkeit bei nur knapp unter 3,0 Punkten. Bei Creditsafe gilt: Je dichter die Note am Optimum von 1,0 liegt, desto sicherer sind die Geschäfte mit dieser Firma.
Trotz gestiegener Verbindlichkeiten bleiben die Aussichten positiv
Die Verbindlichkeiten im Baugewerbe sind im Schnitt auf 6,7 Mio. Euro im Jahr 2014 von zuvor 5,1 Mio. Euro in 2013 und 4,1 Mio. Euro in 2012 gestiegen. Ein Grund könnte die verbesserte Auftragslage sein, denn zur Erbringung von Bauleistungen müssen bei der Leistungserstellung sämtliche Einsatzgüter verfügbar sein. Folgerichtig müssen Bauunternehmen alle notwendigen Güter vorfinanzieren. Nachdem in der Anfangsphase eines Immobilienprojektes zunächst Auszahlungen anfallen, kann mit dem Eingang des Rechnungsbetrages erst nach fertiggestellter Leistung gerechnet werden. Der Anteil von Fremdkapital in der Bilanzsumme betrug 2014 fast 68% und die Eigenkapitalquote rund 32%. Aufgrund dessen gehen Analysten bei Creditsafe auch von weniger Baukonkursen in diesem Jahr aus.
Insgesamt bleiben die Aussichten für das Baugewerbe dank stabiler Auftragslage und den günstigen Finanzierungsbedingungen für Bauherren positiv. Sollte sich die Nachfrage nach Immobilien doch unerwartet abschwächen, ist davon auszugehen, dass aufgrund der robusten Eigenkapitalausstattung die meisten Firmen die neuen Aufgaben meistern werden.
Quelle: Creditsafe