Berlin. Die Sparquote der privaten Haushalte in Deutschland wird mittel- bis langfristig zurückgehen. Zu diesem Ergebnis kommt der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) in seiner aktuellen Studie zum Weltspartag, der in diesem Jahr am 30. Oktober begangen wird. „Die demografische Entwicklung bewirkt einen Rückgang der Sparquote in Deutschland. Ich rechne damit, dass die Quote bis zum Jahr 2025 auf unter 7 Prozent fallen wird“, analysiert BVR-Vorstand Dr. Andreas Martin. Ursächlich für die Entwicklung ist, dass in den kommenden zehn Jahren in Deutschland immer mehr Vertreter der geburtenstarken Jahrgänge ein Alter erreichen werden, in dem in der Regel weniger gespart wird. „Angesichts der Herausforderungen des demografischen Wandels sollten besonders die geburtenstarken Jahrgänge trotz des derzeitigen Niedrigzinsumfeldes die Chance nutzen, für das Alter finanziell vorzusorgen“, rät Martin, „um nach der Erwerbsfähigkeit einen angemessenen Lebensstandard halten zu können. Schließlich durchlaufen die sogenannten Babyboomer jetzt ihre einkommensstärkste Lebensphase.“
In diesem und im kommenden Jahr dürfte die Sparquote in Deutschland nahe der Neun-Prozent-Marke bleiben. Im Zuge der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank sank der Anteil des Sparbetrages am verfügbaren Einkommen von 10,5 in 2008 auf 9,1 Prozent in 2013. Aktuell liegt die Sparquote der Bundesbürger bei 9,2 Prozent. Diese Zahlen sind insgesamt niedriger als noch im Frühsommer dieses Jahres ausgewiesen, die Generalrevision der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung hat zu einer Niveauverschiebung um rund 1 Prozentpunkt geführt.
Banken bleiben beliebt
Nach den aktuellen Zahlen der Deutschen Bundesbank zum finanziellen Vermögen und zur Vermögensbildung der privaten Haushalte bleiben die Banken in Deutschland eine zentrale Adresse bei der Geldvermögensbildung. Mit 68,3 Milliarden Euro legten die privaten Haushalte einen Großteil ihres Ersparten auch 2013 bei Banken an. Grund für den anhaltend hohen Zuspruch dürfte die immer noch ausgeprägte Risikoscheu der Anleger sein. Im Zuge des anhaltend niedrigen Zinsniveaus in Europa floss der überwiegende Teil der Spargelder in besonders liquide Bankprodukte. Sichteinlagen waren dabei besonders beliebt. Insgesamt lag der Mittelzufluss 2013 mit 103,6 Milliarden Euro auf einem neuen Rekordhoch. 2012 hatte dieser unwesentlich niedriger bei 102,5 Milliarden Euro gelegen. Termingelder, Spareinlagen und Sparbriefe verzeichneten hingegen Abflüsse. Aus Termineinlagen zogen die privaten Haushalte binnen Jahresfrist finanzielle Mittel in Höhe von 10,5 Milliarden Euro ab, Spareinlagen verloren im gleichen Zeitraum Gelder in Höhe von 8,7 Milliarden Euro. Sparbriefe verzeichneten 2013 einen Abfluss von 16,1 Milliarden Euro.
Investmentfonds beliebt
Investmentfonds waren 2013 der große Gewinner. Insgesamt 20,3 Milliarden Euro investierten die privaten Haushalte unterm Strich in Investmentfonds. 2012 hatte der Zufluss noch deutlich niedriger bei 200 Millionen Euro gelegen. Investmentfonds konnten von der guten Lage an den Finanzmärkten profitieren. Aktien und Rentenpapiere waren angesichts der unruhigen Vergangenheit an den Finanzmärkten und einem breit gestreuten Aufwärtstrend deutlich weniger gefragt. So zogen die Bundesbürger aus Aktien 5,7 Milliarden Euro, aus Rentenpapieren 15 Milliarden Euro binnen Jahresfrist ab. Sonstige Anteilsrechte, zu denen unter anderem Anteile an GmbHs oder Genossenschaften gehören, verbuchten wie in den Jahren zuvor einen Zufluss von rund 3,0 Milliarden Euro. Versicherungen bestätigten im vergangenen Jahr ihren Mittelzufluss aus dem Vorjahr weitestgehend. Knapp 70,1 Milliarden Euro flossen ihnen zu. Einschließlich betrieblicher Pensionsrückstellungen lag der Zufluss sogar bei 81,0 Milliarden Euro.
Geldvermögen steigt um 4 Prozent
Das finanzielle Vermögen der Bundesbürger ist im vergangenen Jahr auf 5.153 Milliarden Euro gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahr war dies ein Anstieg um 4,0 Prozent beziehungsweise um 200 Milliarden Euro. Der Anstieg des Geldvermögens ist zu etwa drei Vierteln auf die Neuanlage von Finanzmitteln und zu etwa einem Viertel auf Kursgewinne zurückzuführen. Im Schnitt verfügten die privaten Haushalte Ende 2013 über ein Geldvermögen von rund 126.000 Euro. Diesem Vermögen stand eine durchschnittliche Verschuldung pro Haushalt von rund 38.600 Euro gegenüber. Die Verschuldung stieg damit 2013 leicht um 100 Euro pro Kopf an. Zusätzlich zum Geldvermögen verfügten die Bundesbürger über ein Sachvermögen in Höhe von 7.545 Milliarden Euro. Den überwiegenden Teil des Sachvermögens bilden Wohnimmobilien. Das aggregierte Nettovermögen der privaten Haushalte in Deutschland, das heißt die um die Verbindlichkeiten der privaten Haushalte bereinigte Summe aus Geld- und Sachvermögen, lag zum Ende des vergangenen Jahres bei 11.119,4 Milliarden Euro.
Das durchschnittliche Vermögen der privaten Haushalte liegt bei 272.000 Euro.
Die Studie des BVR zum Weltspartag ist im Internet unter www.bvr.de, Publikationen, Konjunkturberichte abrufbar. Zwei druckfähige Grafiken zur Sparquote und zur Verteilung des Geldvermögens in Deutschland stehen ebenfalls unter www.bvr.de, Presse, Bilddatenbank, Infografiken kostenfrei bereit.