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Endlich ein Ende der Steueroasen?

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Bamberger Politikwissenschaftler untersuchen Zusammenhang von Steuerpolitik und sozialer Ungleichheit

Spätestens seit der europäischen Finanz- und Schuldenkrise beschäftigen Steuerschlupflöcher Politikerinnen und Politiker in ganz Europa. Ab 2017 sind Finanzinstitute zu einem weltweiten Informationsaustausch verpflichtet und müssen Kapitalerträge automatisch den Herkunftsstaaten der Geldanleger mitteilen. So soll Steuermissbrauch in Zukunft verhindert werden. Dazu forscht der Bamberger Politikwissenschaftler Prof. Dr. Thomas Rixen gemeinsam mit Kollegen im Rahmen des internationalen Projekts „Combating Fiscal Fraud and Empowering Regulators“, kurz COFFERS, das im November an den Start ging.

Foto: Prof. Dr. Thomas Rixen - Quelle: Jürgen Schabel/Universität Bamberg
Foto: Prof. Dr. Thomas Rixen – Quelle: Jürgen Schabel/Universität Bamberg

Rixen und seine Kollegen Lukas Hakelberg und Robert Gäde beschäftigen sich vor allem mit der Frage, ob die Einführung des automatischen Informationsaustauschs zwischen Finanzinstituten dazu führt, dass Staaten die Steuern auf Kapitalerträge wieder erhöhen. Denn in den vergangenen Jahren wurden diese Steuern in vielen Staaten gesenkt, um Anreize für Steuerflucht zu vermeiden. „Für die Geldanleger steigt durch den automatischen Informationsaustausch das Risiko, dass Steuermissbrauch auffällt und verfolgt wird. Nationale Regierungen könnten diese Chance nutzen, um die Steuern auf Kapital wieder zu erhöhen und somit zu einer progressiven Besteuerung zurückzukehren“, erklärt Rixen.

Auch in Deutschland sendete Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble zuletzt Signale, dass Kapitaleinkommen wieder mit dem Einkommensteuersatz statt dem reduzierten Abgeltungssteuersatz belastet werden könnten. In einer solchen progressiven Besteuerung sieht Rixen Vorteile: „Ein Teil des Anstiegs der Einkommens- und Vermögensungleichheit, den wir in den letzten Jahren gesehen haben, lässt sich auf die Steuerpolitik zurückführen: Arbeit und Konsum wurden stärker besteuert als Kapital. Eine Frage, der wir in dem Projekt nachgehen wollen, lautet: Werden die Regierungen die Einführung des automatischen Informationsaustausches nutzen, um diesen Trend umzukehren?“

Beteiligt an dem Projekt COFFERS sind insgesamt neun Universitäten. Darunter sind neben der Universität Bamberg unter anderem auch die Hochschulen in Prag, Kopenhagen, London und Istanbul. Die Europäische Union unterstützt das Projekt mit Fördergeldern in Höhe von insgesamt fast 5 Millionen Euro aus dem neuen Rahmenprogramm für Forschung und Innovation „Horizont 2020“.

Das Besondere: Anders als bisherige Forschung untersucht COFFERS nicht zurückliegende Regulierungen, sondern begleitet die aktuelle Debatte und Implementierung einer europäischen Steuerregulierung, um den Prozess aktiv mitzugestalten. So soll COFFERS helfen, europäische Einrichtungen mit analytischen Instrumenten auszustatten, mit denen Steuerbetrug oder -vermeidung aufgedeckt werden können. Möglich werden könnte das durch ein gezieltes Trainingsprogramm rund um das Thema Steuerflucht, das die Forscherinnen und Forscher entwickeln wollen. In rund 36 Monaten legen die Hochschulen ihre Erkenntnisse vor.

Quelle: Universität Bamberg

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Alexandra Rüsche

Alexandra Rüsche gehört seit 2009 der Redaktion Finanzratgeber 24 an. Sie schreibt als Journalistin über aktuelle Finanzprodukte und gibt Hilfen bei der Suche nach seriösen Geldanlagen. Alexandra ist Mitglied im DPV (Deutscher Presse Verband - Verband für Journalisten e.V.). Sie ist über die Mailadresse der Redaktion erreichbar: redaktion@finanzratgeber24.de

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