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Energiewende in Deutschland: Die Kosten steigen weiter

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Düsseldorf – Viele bisherige Erfolge der Energiewende sind überwiegend durch Subventionen zustande gekommen. Dies gilt insbesondere für den Ausbau der Wind- und Photovoltaikanlagen. Gleichzeitig werden Ziele, die zu ihrer Erreichung keine direkte finanzielle Förderung erfahren, immer unrealistischer – allen voran der CO2e-Ausstoß. Die Kosten für die Stromversorgung in Deutschland werden von 63 Milliarden Euro 2015 auf jährlich 77 Milliarden Euro 2025 steigen. 2010 lagen sie noch bei 55 Milliarden Euro. Dies sind zentrale Erkenntnisse der Unternehmensberatung McKinsey & Company, die seit 2012 den Status der Energiewende in Deutschland anhand von 15 Indikatoren halbjährlich abbildet.

Der aktuelle Energiewende-Index zeigt: Von den 15 Kennzahlen im Index haben sich zehn seit der vorherigen Erhebung im Herbst 2016 verschlechtert, nur eine hat sich verbessert. Für vier Kennzahlen lagen keine aktualisierten Daten vor, so dass ihr Status unverändert blieb. Als unrealistisch stuft die Analyse das Erreichen von acht Zielen ein, die sich die politischen Entscheidungsträger zu Beginn der Energiewende gesetzt hatten. Neben dem CO2e-Ausstoß betrifft dies den Primärenergie- und der Stromverbrauch, die Kosten für Netzeingriffe, den Ausbau der Transportnetze, die Haushalts- und Industriestrompreise sowie die Höhe der EEG-Umlage.

Quelle: „obs/McKinsey & Company“

335 Euro durchschnittliche Mehrbelastung je Haushalt im Jahr 2025

Zu den zentralen Kostentreibern der Energiewende zählen nach der Analyse von McKinsey vor allem der weitere Ausbau und die Förderung der erneuerbaren Energien und deren Subventionierung über die EEG-Umlage. „Hinzu kommen die steigenden Kosten für Netzausbau und Systemdienstleistungen, also die Ausgaben für Übertragungs- und Verteilnetze sowie für den Erhalt der Funktionstüchtigkeit aller Systeme“, sagt McKinsey-Seniorpartner Thomas Vahlenkamp. Der Anstieg der jährlichen Stromversorgungskosten von derzeit rund 63 auf 77 Milliarden Euro im Jahr 2025 entspräche einer Zusatzbelastung von durchschnittlich 335 Euro je Privathaushalt, sofern diese gleichmäßig auf alle Haushalte in Deutschland verteilt würden.

Die Ergebnisse des Energiewende-Index im Detail

1. Indikatoren mit realistischem Tempo in der Zielerreichung

  • Offshore-Wind-Ausbau: Mit einer abermals gestiegenen Leistung auf jetzt 4,1 GW liegt der Indikator trotz abgeschwächtem Zubautempo mit einem Erfüllungsgrad von 155 Prozent weit über dem derzeitigen Zielwert. Angestrebt wird eine Kapazität von 6,5GW im Jahr 2020.
  • Solar-Photovoltaik-Ausbau: Die Verlangsamung des Ausbaus von Photovoltaik setzt sich weiter fort. Nach rund 1,4 GW in 2015 kamen im vergangenen Jahr rund 1,5 GW an neuen Anlagen hinzu. Damit wird der nach dem EEG aktuell angestrebte Ausbaupfad von 2,4 bis 2,6 GW pro Jahr weiterhin deutlich verfehlt. Dennoch liegt der Indikator bezüglich der für 2020 angepeilten Kapazität von 51,8 GW in seiner Zielerreichung noch immer bei 110 Prozent. Grund dafür ist die vorangegangene Übererfüllung, insbesondere in den Jahren 2010 bis 2012. Bliebe allerdings das Ausbautempo auf dem niedrigen Niveau von heute, würden bis Ende 2020 lediglich 47 GW an installierter Leistung erreicht werden. Der Indikator fiele dann ab September 2018 unter die Marke von 100 Prozent und damit aus der Kategorie der realistischen Zielerreichung.
  • Gesicherte Reservemarge: Der Indikator für Kapazitätsreserven in deutschen Kraftwerken erzielte einen Wert von 292 Prozent (hier lagen noch keine neuen Daten vor). Dies stellt eine verlässlicheGewährleistung der Energieversorgung auf nationaler Ebene dar.
  • Anbindung Offshore-Windparks: Die Anbindung der Offshore-Windparks ist abgeschlossen, und der Indikator verbleibt somit weiterhin auf seinem Wert von 100 Prozent Zielerreichung.
  • Sicherheit der Stromversorgung: Die Ausfalldauer pro Kunde stieg zuletzt von 12,3 auf 12,7 Minuten an, wodurch die Zielerreichung des Indikators um einen Prozentpunkt auf 112 Prozent fällt. Insgesamt zählt das deutsche Stromnetz weiterhin zu den versorgungssichersten weltweit.
  • Arbeitsplätze in erneuerbaren Energien: Im vierten Jahr in Folge ist die Zahl der Beschäftigten im Sektor erneuerbare Energien gesunken – von 355.400 auf 330.000. Den stärksten absoluten Rückgang verzeichnen die Branchen Onshore-Wind (-8.000 Beschäftigte) und Photovoltaik (-7.000). Mit einem Erfüllungsgrad von 102 Prozent liegt der Indikator zwar noch knapp im Zielkorridor; bei einer Fortschreibung des Trends könnte jedoch die Zielerreichung im Jahr 2020, die ein Minimum von rund 322.000 Arbeitsplätzen vorsieht (entsprechend dem Niveau des bei der ersten Index-Erhebung gewählten Ausgangsjahrs 2008), mittelfristig gefährdet sein.
  • Erstmalig Verlust von Arbeitsplätzen in stromintensiven Industrien: Nach einem kontinuierlichen Anstieg der Beschäftigung seit Mitte 2013 ist dieser Trend nun erstmals gebrochen. Im Frühjahr 2016 gab es insgesamt 15.000 Beschäftige weniger als im September 2015. Derzeit liegt die Zahl der Arbeiter und Angestellten in den betrachteten Wirtschaftszweigen bei rund 1,65 Mio. Der Zielwert von 1,59 Mio. Beschäftigen – gemessen auch hier am Ausgangsjahr 2008 – wird dennoch weiterhin klar übertroffen.

2. Indikatoren mit unsicherer Zielerreichung

  • Ausbau Transportnetze: Bedingt durch die anhaltenden Ausbauverzögerungen entfernt sich der Indikator weiter von seinem Zielkorridor. Bestand bei der letzten Erhebung nur Anpassungsbedarf, fällt der Indikator dieses Mal in die Kategorie „unrealistisch“. Der bisherige Zubau beläuft sich auf rund 632 km, bis 2020 soll er insgesamt nach den aktuellen Planungen 1.909 km betragen. Um dieses Ziel zu erreichen, müssten pro Jahr nun bereits 320 km zugebaut werden.
  • Kosten Netzeingriffe: Für die Entwicklung der Kosten für die Einspeisung zusätzlicher Kapazitäten lagen keine aktuellen Daten vor. Sie hatten sich zuletzt jedoch erheblich von rund 2,00 EUR/MWh auf 3,40 EUR/MWh erhöht. Der Indikator sank damit in seiner Zielerreichung auf ein Allzeittief von -141 Prozent.
  • Primärenergieverbrauch: Der Primärenergieverbrauch war zuletzt gestiegen und erzielte mit 13.542 PJ eine Zielerreichung von lediglich 46 Prozent.
  • Stromverbrauch: 2016 ging der Stromverbrauch in Deutschland nur minimal zurück und lag mit 593 TWh lediglich 1 TWh unter dem Vergleichswert von 2015. Damit rückt das 2020er-Ziel von 553 TWh in immer weitere Ferne. Der Indikator verschlechtert sich auf eine Zielerreichung von jetzt nur noch 54 Prozent.
  • Haushaltsstrompreise: Die Haushaltsstrompreise sind erneut von 29,35 ct/kWh auf jetzt 30,38 ct/kWh gestiegen. Da der europäische Durchschnittspreis im gleichen Zeitraum leicht gesunken ist, vergrößert sich damit der Abstand zu anderen Ländern weiter. Mittlerweile liegt das Preisniveau für deutschen Haushaltsstrom 47,3 Prozent über dem europäischen Durchschnitt. Die Zielerreichung des Indikators verschlechtert sich von 35 Prozent auf 15 Prozent.
  • Industriestrompreise: Während es europaweit zu einem Rückgang von 6,2 Prozent kam, fiel der Preis in Deutschland um 9,2 Prozent auf 10,21 ct/kWh. Somit liegt das Preisniveau nur noch 17,1 Prozent über dem europäischen Durchschnitt. Der Indikator verbessert dadurch seine Zielerreichung von -45 Prozent auf -2 Prozent.
  • Ausstoß CO2-Äquivalent: Die Emissionen betrugen im Jahr 2016 nach Schätzung der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen 916 Megatonnen (Mt). Dies stellt einen leichten Anstieg im Vergleich zum Vorjahreswert dar, der nachträglich von 925 auf 908 Mt korrigiert wurde. Die angestrebte Zielmarke für 2016 liegt mit 812 Mt weit darunter. Während der CO2e-Anteil des Stromsektors im Erhebungszeitraum zurückging, erhöhte sich vor allem der Beitrag der Industrie sowie des Wärme- und Verkehrssektors. Ursachen der vermehrten Emission waren unter anderem die kühlere Witterung im Vergleich zum Vorjahr sowie die gute Wirtschaftslage.
  • EEG-Umlage: Auf die Erhöhung 2016 folgt eine erneute Anhebung um 8,3 Prozent auf 6,88 ct/kWh im Jahr 2017. Der Indikator verschlechtert sich dadurch auf jetzt 3 Prozent Zielerreichung. Erst in den Jahren nach 2020 werden ältere Anlagen in größerem Umfang aus der Einspeisevergütung fallen – von da an ist damit zu rechnen, dass sich die Umlage sukzessive verringern wird.

Quelle: ots

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Alexandra Rüsche

Alexandra Rüsche gehört seit 2009 der Redaktion Finanzratgeber 24 an. Sie schreibt als Journalistin über aktuelle Finanzprodukte und gibt Hilfen bei der Suche nach seriösen Geldanlagen. Alexandra ist Mitglied im DPV (Deutscher Presse Verband - Verband für Journalisten e.V.). Sie ist über die Mailadresse der Redaktion erreichbar: redaktion@finanzratgeber24.de

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