Köln (ots) – Im zehnten Jahr der Riesterrente hat das Deutsche Institut für Altersvorsorge(DIA) Bilanz gezogen. Die aktuelle Untersuchung zeigt, dass die Vermögensbildung von Nichterwerbstätigen und Niedrig- sowie Normalverdienern durch die staatlich geförderte Altersvorsorge zwar gestärkt wurde, bei anderen Personengruppen sich jedoch erhebliche Mitnahmeeffekte abzeichnen. Die Riesterrente sollte vor allem Jüngeren, den Beziehern mittlerer und niedriger Einkommen sowie Frauen, Familien und Ostdeutschen zugutekommen. „Bei rund 15 Millionen Verträgen – jeder Fünfte Berechtigte – und einem Fördervolumen von mittlerweile mehr als einer Milliarde Euro jährlich ist es an der Zeit zu erforschen, ob dieses Ziel erreicht wird“, erläutert Dr. Reiner Braun (empirica), Co-Autor der im Auftrag des DIA durchgeführten Studie.
Die höchste Ausschöpfungsquote des Riestersparens findet sich bei den Familien: Vor allem Familien mit jüngeren Kindern unter 16 Jahren (30 Prozent), aber auch Alleinerziehende (20 Prozent) riestern öfter als Alleinlebende oder kinderlose Paare (jeweils 15 Prozent). Neben dem familiären Umfeld, Alter und Einkommen ist der Bildungsstand relevant. Personen mit geringerem Schulabschluss haben deutlich seltener einen Riestervertrag: Menschen mit Hauptschulabschluss zu 16 Prozent, mit Realschulabschluss 23 Prozent, mit (Fach-) Hochschulreife 24 bzw. 22 Prozent und Personen ohne jeden Abschluss nur zu drei Prozent. Typische Riestersparer lassen sich anhand objektiver Charakteristika nach Ergebnissen der DIA-Untersuchung wie folgt beschreiben: eher jüngere (30 bis unter 40 Jahre) Personen, ostdeutsche Mütter in einem Paarhaushalt mit Kindern, eher hohes Haushaltseinkommen, eher geringes Erwerbseinkommen, mindestens Realschulabschluss.
Die häufigsten Zeitpunkte für den Abschluss einer Riesterrente sind die typischen Meilensteine in der Lebensbiographie. Ein neuer Arbeitsvertrag, Haushaltsbildung, Familiengründung und Erwerb von Wohneigentum führen häufig auch zum Abschluss von Riesterverträgen. Daran wird auch deutlich, warum Familien besser fürs Alter abgesichert sind als Alleinlebende oder kinderlose Paare.
Um zu klären, welche Personen in welchen Umfang riestern, wurden in der DIA-Untersuchung Gruppen mit ähnlichen Einstellungen gebildet. Die mengenmäßig größte Teilgruppe sind die Zufriedenen (33 Prozent), gefolgt von den Verunsicherten (25 Prozent), zufriedenen Familientypen (15 Prozent) sowie drei kleineren Gruppen: die unzufrieden Verunsicherten (8 Prozent), die überlasteten Familientypen (12 Prozent) und die Uninformierten (7 Prozent).
Der „Verunsicherte“ ist der ideale Riestersparer. Seine Riesterquote entspricht genau dem Durchschnitt von 19 Prozent. Seine ungeförderten Geldanlagen sind als Riestersparer nicht signifikant höher als bei den Riesterabstinenzlern aus dieser Gruppe. Aber sein Nettogeldvermögen (gefördertes plus ungefördertes Vermögen) ist aufgrund des Riestersparens größer, was deutlich zeigt: Hier hat die Förderung ihr Ziel erreicht.
Die hohe Riesterquote (31 Prozent) bei den „zufriedenen Familientypen“ ist einerseits erfreulich, andererseits gibt es gerade hier Indizien für hohe Mitnahmeeffekte – auf Sparverträge also, die auch ohne Förderung abgeschlossen worden wären. Die Kinderzulage bei der Riesterförderung schafft hier offensichtlich attraktive Anreize. Die Gruppe der „Zufriedenen“ (Riesterquote 20 Prozent), die sich überwiegend aus Gutverdienenden und Kinderlosen zusammensetzt, riestert ebenfalls überdurchschnittlich oft. Hier wird der Sonderausgabenabzug zum Steuerschlupfloch des „kleinen Mannes“. Und die oft nicht erwerbstätigen „unzufrieden Verunsicherten“ (Riesterquote 16 Prozent) bemühen sich mit Hilfe der Riesterverträge ihre normalen Vermögen „ALG-II-sicher“ zu machen, denn dieses Vermögen bleibt bei der Bedürftigkeitsprüfung außen vor.
„Die sozialpolitisch erwünschten Zielgruppen werden durchaus erreicht, aber bedeutende Mitnahmeeffekte sind ebenfalls zu beobachten“, so DIA-Sprecher Bernd Katzenstein. „Korrekturen sollten also in Angriff genommen werden.“
Orginal-Meldung: http://www.presseportal.de/pm/52419/2110604/vermoegensbildung-und-riestervertraege-licht-und-schatten-bei-der-gefoerderten-altersvorsorge/api