Zinsentwicklung – Warten auf richtungsweisende Entscheidungen der Notenbanken
Lübeck – In den letzten vier Wochen waren keine starken Bewegungen der Baugeldzinsen zu erkennen: der durchschnittliche Zins für Baufinanzierungen fiel ohne nennenswerte Schwankungen leicht um rund zehn Basispunkte. Die Zinsentwicklung der nächsten Wochen wird maßgeblich von den Entscheidungen zweier großer Notenbanken beeinflusst werden: Erhöht – und wenn ja, zu welchem Termin – die amerikanische Notenbank Federal Reserve (Fed) ihren Leitzins und weitet die Europäische Zentralbank (EZB) ihr Staatsanleihen-Aufkaufprogramm weiter aus?
Trotz eines monatlichen Ankaufvolumens von knapp 60 Milliarden Euro konnte bisher nicht nachhaltig festgestellt werden, dass die EZB mit dieser geldpolitischen Maßnahme die Inflation in der Eurozone in Richtung der Zielmarke von zwei Prozent bewegen kann.
Vielmehr lag die europäische Inflationsrate im abgelaufenen Monat aufgrund gesunkener Rohstoffpreise bei -0,1 Prozent. Mario Draghi, Präsident der EZB, warnte zudem vor ernsten Risiken für die europäische Konjunktur infolge schwächelnder Wirtschaftsleistungen wichtiger Schwellenländer. Er bekräftigte außerdem, dass er alle zur Verfügung stehenden Mittel ausschöpfen wolle, um das selbstgesteckte Inflationsziel mittelfristig zu erreichen.
Marktteilnehmer erwarten, dass das Staatsanleihen-Aufkaufprogramm sehr wahrscheinlich über September 2016 hinaus erweitert oder in der Zusammensetzung der gekauften Wertpapiere geändert wird. Diese Maßnahme hätte eine eher zinssenkende Wirkung für Europa und damit auch für die deutschen Baufinanzierungszinsen zur Folge.
Andererseits – und dies würde eher zu einem Zinsanstieg im Euroraum und bei den deutschen Baufinanzierungszinsen führen – steht eine Leitzinserhöhung der amerikanischen Notenbank Fed im Raum. Die Mehrzahl der Marktteilnehmer geht davon aus, dass diese noch im laufenden Jahr umgesetzt wird. In 2015 gibt es noch zwei Sitzungen der Federal Reserve − jeweils eine Ende Oktober und Mitte Dezember.
Noch scheint die Fed mit dem Zinsschritt allerdings zu zögern. Dieser wurde bereits im Laufe des Jahres angekündigt, war dann aber unter anderem wegen des schwachen Wirtschaftswachstums in China und möglicher negativer Auswirkungen auf wichtige Schwellenländer wieder verschoben worden. Einige Marktteilnehmer halten das amerikanische Wirtschaftswachstum für eine Anhebung des Leitzinses noch nicht für robust genug und bringen sogar wieder die Idee eines vierten Staatsanleihen-Aufkaufprogramms der Fed ins Spiel, wenn sich wichtige Wirtschaftsindikatoren nicht weiter verbessern sollten.
„Unabhängig davon, wie sich die Bauzinsen in den nächsten Wochen entwickeln werden, sind sie trotz des Zinsanstieges im Frühjahr im Vergleich zu den letzten Jahren sehr günstig“, bestätigt Stephan Gawarecki, Vorstandssprecher der Dr. Klein & Co. AG, „Die individuell passende Finanzierungsstruktur zu finden, sollte immer wichtiger sein, als sich die Baufinanzierungskonditionen auf dem absoluten Tiefpunkt zu sichern.“
Um dies zu erreichen, sollten sich die Kunden im Vorfeld folgende Fragen stellen: Habe ich beispielsweise als Käufer oder Bauherr genügend finanzielle Reserven für Unvorhergesehenes eingeplant? Kann ich mit einer ausreichend langen Zinsbindung in Kombination mit einer erhöhten Tilgung das Zinsänderungsrisiko bei einer zukünftigen Anschlussfinanzierung so gut wie ausschließen – auch wenn der Zinssatz dann drei bis vier Prozentpunkte höher als heute steht? Besitze ich die nötige Flexibilität, um meine Baufinanzierung mithilfe kostenloser Sondertilgungen bei Bedarf schneller zurückzuzahlen?
Oder kann die Tilgungshöhe während der Zinsbindung an eine geänderte Lebensplanung angepasst werden?
Bei der Beantwortung dieser und weiterer Fragen steht den Kunden ein Dr. Klein Berater gerne zur Seite.
Quelle: ots