Größter Versicherer der Welt will seine Investments aus der Kohleindustrie abziehen
Mainz – Die Allianz, der größte Versicherer der Welt und einer der fünf größten Finanzinvestoren, will nicht mehr in Kohle investieren. Im Exklusiv-Interview mit dem ZDF-Magazin „Frontal 21“ am Dienstag, 24. November 2015, 21.00 Uhr, erklärt Andreas Gruber, Chefinvestor der Allianz: „Die Allianz steigt aus der Kohle aus.
Wir werden nicht mehr in Bergbau -und Energieunternehmen investieren, die mehr als 30 Prozent ihres Umsatzes beziehungsweise ihrer Energieerzeugung aus Kohle generieren. Der Abbau wird über die nächsten sechs Monate per Aktien erfolgen, bei festverzinslichen Anlagen werden wir keine Verkäufe tätigen, aber wir werden unsere bestehenden Investments auslaufen lassen.“
Branchen-Kenner schätzen, dass es beim Kohle-Ausstieg um ein Gesamtvolumen von etwa vier Milliarden Euro geht. Das Geld ist beispielsweise in Kohleminen und -kraftwerke investiert. „Wir wollen damit die Verhandlungen auf dem Klimagipfel in Paris im Dezember unterstützen, aber auch ein Zeichen setzen an unsere Branche und an die Kapitalmärkte“, so Gruber. Der Versicherungskonzern ist überzeugt, klimaschädliche Investments rechneten sich in Zukunft nicht mehr.
Mit dem Vertrauensverlust in die Kohleindustrie kündigt Gruber gegenüber „Frontal 21“ gleichzeitig an, Geldanlagen in Windenergie massiv auszubauen. „Wir haben bis heute etwa zwei Milliarden Euro in Windenergie investiert, und wir haben vor, diesen Betrag über die nächsten Jahre zu verdoppeln. Hier erwarten wir eine Rendite von fünf bis sechs Prozent für unsere Kunden“, so Gruber. Die Allianz verwaltet 2000 Milliarden Euro. Das Geld stammt insbesondere aus Rücklagen für Altersvorsorgen.
Andere deutsche Finanzinstitute investierten dagegen weiter im Milliardenumfang in die Kohle, kritisiert Kathrin Petz von der Umweltorganisation Urgewald. „Allein die Deutsche Bank hat in den letzten fünf Jahren mit zehn Milliarden die internationale Kohleindustrie finanziert und heizt damit aktiv den Klimawandel an.“ Erst Anfang des Jahres habe die Deutsche Bank, so Petz, eine Kapitalerhöhung für Coal India durchgeführt, den größten Kohleminen-Betreiber Indiens.
Aus einer neuen Studie, die Urgewald an diesem Dienstag veröffentlichen wird, geht hervor, dass die Deutsche Bank in den vergangenen fünf Jahren allein 3,3 Milliarden Euro in die Braunkohle investiert hat. Bis Redaktionsschluss hat sich die Deutsche Bank dazu nicht geäußert.
Unterdessen ergab eine neue Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen im Auftrag von „Frontal 21“, dass 64 Prozent der Deutschen eine klimafreundliche Anlage ihres Geldes wichtig ist.
Quelle: ots