Frankfurt (ots) – Deutsche Großanleger sind gegenüber nachhaltigen Investments im Vergleich zum Vorjahr zurückhaltender geworden. Die Einstellung gegenüber Anlagen, die neben ökonomischen Faktoren auch ökologische, soziale oder ethische Aspekte berücksichtigen, ist aber weiterhin positiv. Zu diesem Ergebnis kommt der diesjährige Stimmungsindex zur nachhaltigen Kapitalanlage von Union Investment in Zusammenarbeit mit Prof. Henry Schäfer von der Universität Stuttgart. Im Vergleich zum Vorjahr fiel der Index auf einer Skala von -100 bis +100 von +22 auf +4 Punkte.
Der von Prof. Schäfer entwickelte Index basiert auf den Daten einer jährlich von Union Investment durchgeführten Befragung institutioneller Investoren zu verschiedenen Aspekten der nachhaltigen Kapitalanlage. In diesem Jahr nahmen 202 Großanleger wie Versicherungen, Pensionskassen, Banken, Unternehmen und Stiftungen mit einem verwalteten Gesamtvermögen von mehr als 2,4 Billionen Euro (rund 2.440 Mrd. Euro) an der Studie teil.
„Schwankungen in den Einstellungen der Investoren sind üblich und in der aktuellen Größenordnung durchaus im Rahmen“, betonte Prof. Schäfer. Zum Rückgang des Index haben unter anderen folgende drei Faktoren beigetragen: So gaben in der von Februar bis März 2012 durchgeführten Befragung diesmal weniger Investoren an, Nachhaltigkeitskriterien bei ihren Anlageentscheidungen zu berücksichtigen. Hatten sich im vergangenen Jahr noch 64 Prozent entsprechend geäußert, waren es jetzt noch knapp 50 Prozent. Ferner sank in diesem Jahr bei den Befragten die Gewichtung nachhaltiger Strategien im Rahmen der gesamten Anlagepolitik. Während sich 2011 noch 59 Prozent der Großanleger dazu bekannt hatten, nachhaltige Strategien im Vergleich zu anderen Investmentkriterien stark oder sehr stark zu berücksichtigen, fiel dieser Anteil in der aktuellen Befragung auf 42 Prozent. Rund die Hälfte der Investoren berücksichtigt Nachhaltigkeitsaspekte in gleichem Maße wie andere Anlagekriterien. Dritter Faktor ist ein Informationsdefizit: Der Anteil derjenigen, die sich in Sachen Nachhaltigkeit gut oder sehr gut informiert fühlen, sank von 57 auf 40 Prozent.
„Die aktuellen Ergebnisse lassen darauf schließen, dass in der Beurteilung nachhaltiger Investmentstrategien eine gewisse Verunsicherung eingetreten ist. Darüber hinaus haben sich anscheinend bei einer Reihe von Investoren im Zuge der europäischen Staatsschuldenkrise die Prioritäten verschoben, da in Anbetracht des schwierigen Marktumfeldes die Sicherung des benötigten Mindestertrags alles andere dominieren dürfte“, erklärte Alexander Schindler, Vorstandsmitglied bei Union Investment und verantwortlich für das Geschäft mit institutionellen Kunden. „Nachhaltige Investments sind jedoch keine Schönwetter-Strategie. Wir müssen weiter daran arbeiten, den ökonomischen Nutzen dieser Ansätze – vor allem im Risikomanagement – zu vermitteln.“
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