Berlin – Die makroökonomische Krisenampel von quirin bank und FutureValue Group für die Euro-Zone zeigt im Update für das 3. Quartal 2015 bei 6 von insgesamt 12 volkswirtschaftlichen Krisentypen Warnsignale. Damit bleiben die möglichen Krisenherde für die zukünftige konjunkturelle Entwicklung in der Euro-Zone und der Entwicklung der weltweiten Kapitalmärkte weitgehend unverändert. Dennoch sind in den einzelnen Krisenbereichen jeweils neue Varianten der jeweiligen Problematik zu beobachten.
So spitzte sich zuletzt die Lage in Griechenland erneut dramatisch zu, nachdem die bisherigen Hilfen der Euro-Partner ausgelaufen waren. Kapitalverkehrskontrollen und Bankenschließungen mussten hier – wie in Zypern vor gut zwei Jahren – für eine Eindämmung der Krisenfolgen sorgen. Mittlerweile steht im Zuge der neuen Verhandlungen offenbar ein weiterer Schuldenschnitt unmittelbar bevor. Zum eher fragilen Kapitalmarktumfeld hat daneben auch die turbulente Entwicklung am chinesischen Aktienmarkt beigetragen. Hier kam es innerhalb weniger Tage zu einem sturzartigen Verfall der zuvor über Wochen hinweg kräftig gestiegenen Kurse. Vielleicht auch wegen der Vielzahl derartiger Herausforderungen weltweit, gewiss aber wegen der wieder etwas schwächeren US-Konjunktur hat zudem die US-Notenbank Fed die eigentlich für den Juni erwartete erste Anhebung des Leitzinses erneut verschoben.
Trotz der nach wie vor nicht abschließend geklärten Perspektive für Griechenland in der Euro-Zone und den damit verbundenen Unsicherheiten hinsichtlich der künftigen Gestaltung der Staatshaushalte sehen wir keinen Anlass die Ampel für den Krisentyp „Staatsschuldenkrise“ zu verändern. Zwar hat sich am allseitigen politischen Willen, Griechenland in jedem Fall als Mitglied der Euro-Zone zu behalten, nichts geändert. Die Anerkenntnis der Realitäten führt derzeit allerdings dazu, dass die ökonomische Notwendigkeit neuerlicher Maßnahmen zur Schuldenreduktion nun auch politisch zugelassen und daher vergleichsweise offen über eine weitere Umschuldung debattiert wird. Gleichzeitig soll ein weiteres Hilfspaket auf den Weg gebracht werden. Die Probleme rund um die Tragfähigkeit (nicht nur) der europäischen Staatshaushalte halten damit unvermindert an – die Ampel bleibt „gelb“.
In einigen Segmenten der internationalen Kapitalmärkte sind gängige Bewertungsmaßstäbe noch immer eher am oberen Ende der entsprechenden Skalen einzusortieren. In den letzten Wochen ist es hier aber teils zu deutlichen Korrekturen gekommen. Vor allem im Bereich von Staatsanleihen bester Bonität – aber auch anderer Segmente des weltweiten Anleihemarkts – waren die Kurse zuletzt nach Erreichen teils historischer Höchststände erheblich unter Druck geraten. Daneben mussten einige Aktienmärkte teils kräftige Kursrückgänge hinnehmen. Insbesondere an den chinesischen Börsen kam es jüngst zu äußerst kräftigen Turbulenzen. Zwar sind diese inzwischen durch massive staatliche Interventionen eingedämmt worden. Angesichts der zuvor in weiten Teilen durch kreditfinanzierte Spekulationen aufwärts getriebenen Kurse könnten aber durchaus weitere Einbrüche drohen. Der trotz jüngster Öffnungstendenzen noch weitgehend isolierte chinesische Aktienmarkt hat aber kaum Ansteckungspotenzial für die weltweiten Finanzmärkte. Insgesamt bleibt die Ampel für den Krisentyp „Asset Price Bubble“ damit auf der Warnstufe „Gelb“.
Zusätzliche Herausforderungen für die Finanzmärkte ergeben sich einmal mehr im Zusammenhang mit den Überlegungen der US-Notenbank Fed, zu welchem Zeitpunkt erstmals seit 2008 die Leitzinsen wieder angehoben werden sollen. Die zwischenzeitlich eher wieder schwächere US-Konjunktur und auch internationale Schwächesignale haben die Fed bewogen, die eigentlich im Juni erwartete Anhebung des Leitzinses erneut zu verschieben. Inzwischen wird mehrheitlich von einem Termin im September ausgegangen. Ein abruptes und merkliches Ende des Niedrigzinsumfelds bleibt damit auch weiterhin kaum zu erwarten. Ohnehin dürfte es hierbei eher auf die Rückführung der enormen Liquiditätsmengen und weniger auf den Leitzins selbst ankommen. Die Ampel für den Krisentyp „Realzinskrise“ bleibt angesichts dieses Verharrens im Niedrigzinsumfeld auch weiterhin auf „Grün“.
Die von quirin bank und FutureValue Group entwickelte Krisenampel ist ein Frühwarnsystem, um negative makroökonomische Auswirkungen auf die Kapitalanlage frühzeitig zu erkennen und rechtzeitig vermögenssichernde Maßnahmen für Anleger zu ergreifen. Neu ist dabei die Nutzung der wirtschaftshistorischen Erkenntnis, dass die in den letzten Jahrhunderten zu beobachtenden schweren Krisen auf eine überschaubare Anzahl von „Standardkrisentypen“ zurückgeführt werden können. Diffuse Drohkulissen lassen sich so durch klar abzugrenzende Einzelkrisen systematisieren. Um eine Einschätzung über das Drohpotenzial der einzelnen Krisen für die Gesamtwirtschaft zu erhalten und die Wechselwirkung der Krisentypen für die Anlageentscheidung handhabbar zu machen, wird jedem Krisentyp im jeweiligen Betrachtungszeitpunkt eine Ampelfarbe zugeordnet. Dabei signalisiert „Rot“ eine akute Krise, wogegen „Grün“ für eine aktuell ungefährlich krisenfreie Situation steht. „Gelb“ signalisiert eine mögliche drohende Krise und sollte in der Steuerung der Vermögensanlage als Signal für erhöhte Alarmbereitschaft und Vorbereitung auf eine bevorstehende Krise verstanden werden. Anlegern kann die Krisenampel dabei helfen, die Risiken besser zu erkennen und gemeinsam mit ihrem Honorarberater geeignete Strategien zur Bekämpfung möglicher Anlageverluste zu entwickeln. Die quirin bank veröffentlicht die Krisenampel vierteljährlich auf ihrer Website.
Quelle: ots