EZB prüft Neuauflage von Refinanzierungsgeschäften während der Geschäftsklimaindex einbricht
Der EZB-Rat diskutiert über eine Neuauflage langfristiger Refinanzierungsgeschäfte (TLTRO, targeted long-term refinancing operations) für Banken, da das aktuelle 720 Milliarden Euro schwere Programm bis Mitte des Jahres 2020 auslaufen wird. Damit möchte die EZB verhindern, dass sich Banken einem Refinanzierungsengpass nähern. Gleichzeitig müssen die Währungshüter sicherstellen, dass die Realwirtschaft bei einem rückläufigen Wirtschaftswachstum weiterhin Zugang zu Krediten erhält. Eine Entscheidung dazu wird nicht vor dem Sommer des laufenden Jahres erwartet.
Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind im Vergleich zum letzten WeltSparen Zinsradar weitestgehend unverändert. Der globale Handelsstreit und die Unsicherheit über den Brexit halten weiterhin an. Die Inflation in der Euro-Zone fiel leicht von 1,5 Prozent im Dezember auf 1,4 Prozent im Januar. Der Ifo-Geschäftsklimaindex fiel um 0,8 Punkte im Monatsvergleich auf 89,5 Punkte. Das entspricht dem niedrigsten Stand seit 2014.
Aktuelle Auswirkungen der EZB-Zinspolitik auf Privatkunden
Die größten EU-Volkswirtschaften mit stabilen Zinsen, kleinere Länder taumeln
Die Zinsen in Deutschland bleiben weiterhin stabil. In diesem Monat gab es jedoch ein leichtes Minus von -2 BP im Vergleich zum Vormonat auf insgesamt 28 BP. Obwohl dies einem Rückgang von 7 Prozent entspricht, sind der Zins im Vergleich zum Vorjahr in Deutschland um 65 Prozent gestiegen.
In Luxemburg und in der Slowakei sind die Zinsen mit 26 bzw. 24 Basispunkten (BP) wieder deutlich gestiegen. Der Anstieg in Luxemburg beträgt 70 Prozent im Vergleich zum Vorjahres-Monat. Die größten Verluste gab es in Litauen mit einem Zinsrückgang von -16 Prozent (4 BP) und in Zypern mit -26 Prozent (-14 BP).
Signifikante Veränderungen der Zinsen außerhalb der Euro-Zone
Bei den Einlagen in Ländern außerhalb der Euro-Zone gab es in Bulgarien den größten relativen Anstieg der Zinsen mit 20 Prozent (oder 3 BP). Die Tschechische Republik und Polen setzen ihren Aufwärtstrend mit moderaten Zinserhöhungen um 4 BP beziehungsweise 2 BP fort. Die Zinsen in Dänemark hingegen sanken um 20 BP und erreichten negatives Terrain (-0,08 Prozent), was einem Abschwung von 167 Prozent entspricht. Ähnlich verhält sich die Zinsentwicklung in Großbritannien, wo die Zinsen um 6 BP im Vergleich zum Vormonat gefallen sind.
Kluft zwischen Durchschnittszinsen und Top-Angeboten reduziert
Zinsstatistiken, die von den nationalen Banken in der Euro-Zone veröffentlicht werden, legen eine leichte Erhöhung der durchschnittlichen Zinsen nahe. Ein Blick auf Vergleichsportale enthüllt jedoch, dass das in Bezug auf die Top-Angebote in der Euro-Zone nicht stimmt. Es gibt zwar einige Gewinner, darunter 1-jährige Einlagenzinsen in Großbritannien und Norwegen sowie 3-jährige Einlagenzinsen in Portugal und Frankreich, aber in den meisten Ländern bleiben der Zins unverändert oder sinken sogar.
Es bleibt zu beobachten, ob der leichte Anstieg der durchschnittlichen Zinsen anhält und die Zinsen der Top-Angebote gleichzeitig weiter abfallen und ob dies ein Anzeichen einer Korrektur sein könnte.
Top-Zinsen in Deutschland und Italien sinken leicht
In Deutschland sind die Zinsen der Top-Angebote leicht gesunken, was die Kluft zwischen Top- und Durchschnitts-Angeboten zwar wieder leicht verringert, aber noch keinen Trend darstellt. Die Zins-Schere in Deutschland bleibt also weit geöffnet.
Die Zinsen der Top-Angebote in Italien sinken ebenfalls, während die Durchschnittszinsen weiter ansteigen. In Dänemark hat sich der Faktor zwischen Durchschnitts- und Top-Zins fast verdoppelt. Allerdings ist dieser Umstand einer Zinssenkung von wenigen Basispunkten seitens einer der größten dänischen Banken geschuldet.
Quelle: WeltSparen