Rückblick: Das Schuldenbarometer 2014 lässt besorgte Gemüter ein wenig aufatmen, denn die Zahl der Privatinsolvenzen ist um 5,3 Prozent zurückgegangen. Und das ist keine Momentaufnahme, sondern könnte sogar als Trend bezeichnet werden, denn dieser Rückgang ist bereits der vierte Rückgang in Folge. Ob das auf eine bessere Informationspolitik zurückzuführen ist, ist unklar, denn bei einer ganz bestimmten Altersgruppe zeigt sich ein gegenläufiger Trend: bei Senioren über 60. Bereits zum zweiten Mal in Folge steigen die Privatinsolvenzen bei der älteren Bevölkerung an.
Gründe für die Entwicklung der Privatinsolvenzen
Doch zunächst einmal sei ein Grund für die positiven Tendenzen zu erwähnen: Die Konjunktur sei positiv und die Arbeitslosenquote vergleichsweise niedrig, erklärt Dr. Norbert Sellin, Geschäftsführer der Bürgel Wirtschaftsinformationen GmbH & Co. KG. Da die Arbeitslosigkeit als Hauptgrund für eine Privatinsolvenz angeführt wird, sei diese positive Tendenz demnach nur logisch. Alarmierend sei jedoch die quotenstärkste Insolvenzgruppe, die der Senioren über 60, die um 13,9 Prozent angewachsen ist – und darüber hinaus auch als einzige Insolvenzgruppe angestiegen ist, wie ein Blick in die folgende Tabelle zeigt (Quelle: buergel.de):
Altersgruppe | Prozentuale Veränderung 2013/2014 |
18 – 20 Jahre | -2,7 Prozent |
21 – 30 Jahre | -18,0 Prozent |
31 – 40 Jahre | -1,7 Prozent |
41 – 50 Jahre | -6,9 Prozent |
51 – 60 Jahre | -4,0 Prozent |
61 Jahre und älter | +13,9 Prozent |
Gesamt | -5,3 Prozent |
Auch der Grund für diese Entwicklung wird im Schuldenbarometer 2014 deutlich: Die Renten reichen nicht mehr aus und so gerät die ältere Generation in finanzielle Not. Die Folge: Senioren nehmen Minijobs an und versuchen so, finanziellen Engpässen vorzubeugen. Ist dies aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr möglich, ist nicht selten die Privatinsolvenz die Folge.
Gründe für Privatinsolvenzen
Doch obgleich die Gruppe der Senioren zahlenmäßig trauriger Spitzenreiter in der Gruppe der Privatinsolvenzen ist, sind sie nicht die einzigen, die davon bedroht sind. Bürgel nennt hierzu eine ganze Reihe von Gründen: „Die wesentlichen Ursachen von Privatinsolvenz hängen immer an der Einkommenssituation. Vorrangig tragen Arbeitslosigkeit, Wachstum des Niedriglohnsektors, reduzierte Arbeitszeiten, aber auch Veränderungen in der familiären Situation, etwa Scheidung oder Trennung, zur Verschärfung der Privatverschuldung bei. Weitere Faktoren sind gescheiterte Selbstständigkeit, Arbeitsunfähigkeit bzw. Krankheit und ein zum Einkommen unpassendes Konsumverhalten. Das Gros der Privatpersonen steht vor allem bei Kreditinstituten, Versandhändlern, Versicherungen, Behörden, Vermietern, Energieversorgern und Telefongesellschaften in der Kreide.“
Um gerade dieser Spirale der Überschuldung durch falsches Konsumverhalten vorzubeugen, soll ein wacher Umgang mit Krediten helfen. Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen warnt in diesem Zusammenhang davor, auf vermeintlich unkomplizierte Kreditvermittler hereinzufallen, denn diese seien oft nur ein „teurer Nepp“ (Quelle: vz-nrw.de). Verbraucher sollten demnach stutzig werden, wenn
- eine Vorschusszahlung für die Kreditvermittlung geleistet werden soll,
- ein Kredit angeboten wird, der ohne Sicherheiten oder eine ausreichende Bonität gewährt wird,
- bei Vertragsunterzeichnung noch weitere Verträge gegengezeichnet werden sollen (etwa für Versicherungen oder ähnliches),
- die vermeintlich wichtigen Vertragsunterlagen per Nachnahme verschickt werden und somit gleich die Vermittlergebühr bezahlt wird – und zwar für einen Haufen wertloser Papiere.
Verbraucher-Tipp: Wer einen Barkredit benötigt, sollte sich zuerst darüber klar werden, welche Kreditsumme für welche Anschaffung benötigt wird und wann der Kreditnehmer dieses realistisch zurückerstatten kann. Ein hilfreiches Online-Tool finden Verbraucher unter kreditrechner.net. Anschließend kann auf Basis dieser Daten der Kreditvergleich starten. Und obgleich Schulden für die Deutschen offensichtlich zum Alltag gehören, so das Ergebnis der EOS-Schulden-Studie 2015, sollte doch an einen besonnenen Umgang appelliert werden, um eine Privatinsolvenz zu vermeiden.
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